Entwicklungsverzögerung, große Ängste und teilweise Verweigerung - geistige Beeinträchtigungen?

In dieser Rubrik könnt ihr euch über diverse Krankheitsbilder austauschen - z. B. Skoliose, Kyphose, Cerebralparese usw.

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MomOfLian
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Entwicklungsverzögerung, große Ängste und teilweise Verweigerung - geistige Beeinträchtigungen?

Beitrag von MomOfLian »

Hallo liebes Forum,

in der Regel lese ich hier fleißig still mit 🤓 leider konnte ich aber zu diesem Thema nichts passendes in der Suche finden.

Ich fang einfach mal an. Mein Sohn ist 4,5 Jahre alt und Entwicklungsverzögert. Er ist zwar zügig gelaufen (12 Monate) und geklettert (dafür nie gekrabbelt) aber hat erst mit 4 mit dem sprechen begonnen. Vorher nur gebrabbelt. Er kann sich nun einigermaßen verständigen das ist schonmal eine große Erleichterung. Sprachverständnis sei nicht altersgerecht aber okay. Laut der Förderstelle und dem SPZ betrifft die Verzögerung nahezu alle Bereiche.

Beim letzten Besuch im SPZ war die Ärztin sehr verwundert über seine Entwicklung. Sie sagte er hat extrem viel gelernt und das sei nicht so häufig. Sie überweise uns nun zum KJP um gewisse Dinge abklären zu lassen unter anderem die übermäßigen Ängste und Verweigerungen. Finde ich auch super.

Nun unterhielt ich mich mit einer bekannten über meinen Sohn die beruflich erfahren ist mit Kindern mit Behinderung aber keine Ärztin oder Therapeutin ist. Eigentlich ist sie da auch immer recht professionell aber nun sagte sie mir (dadurch das wir bisher noch keine Diagnose bekommen haben) das sie es eigentlich nicht sagen wolle aber für Sie sei schon relativ klar das er geistig behindert sei und eigentlich nicht mehr Entwicklungsverzögert.

Die Begründung sei das er Schwierigkeiten im Blickkontakt hat, sehr selten mit Spielzeug spielt, eher tobt er gerne mit Kindern herum. Er hat übermäßig viele Ängste die ihn auch zuhause begleiten wenn er gar nicht da ist wo vor er Angst hat. Wenn wir dann da sind wie zum Beispiel vor einiger Zeit beim Arzt ist es wie eine Panikattacke.
Er kann gewisse Dinge mittlerweile in der Theorie wie sich ausziehen, Toilettengang aber er verweigert es einfach energisch da ist nichts zum machen. Übergeht man ihn hier endet dies katastrophal. Könnte hier noch einiges aufzählen aber das wird dann zu lang 🙈

Mich irritiert diese Aussage sehr. Wie sind seit über einem Jahr in der Therapie und niemand hat bisher davon etwas gesagt, und das gleiche (Entwicklungsverzögert/geistig behindert) ist es doch eben nicht. Natürlich sagen mir die Ärzte auch das zum jetzigen Stand niemand sagen kann wie er sich entwickelt, das ist mir auch klar. Es ist auch nicht so das ich Angst habe davor mein Sohn verändert sich ja dadurch nicht, möchte es dennoch wenn jetzt wieder nichts rauskommt zumindest einmal ansprechen.

Kennt da jemand zufällig einen Zusammenhang zwischen Entwicklungsverzögerung, großen Ängsten/ Verweigerung und geistiger Behinderung?

Danke fürs lesen vielleicht hat ja jemand einen Hinweis.

Liebe liebe Grüße
Anni
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steffimoppel
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Re: Entwicklungsverzögerung, große Ängste und teilweise Verweigerung - geistige Beeinträchtigungen?

Beitrag von steffimoppel »

Liebe Anni,

Wie sind denn die kognitiven Fähigkeiten Deines Sohnes? Darüber schreibst Du gar nichts. Es gibt ja mehr als Sprache.
Kann er sich Dinge merken? Hat er ein Zahlenverständnis? Farben? Wie sieht es mit Fein- und Grobmotorik aus?

Ein Kind, was man nie gesehen hat, kann man einfach nicht beurteilen. Ich denke in Eurem Fall geht es vermutlich darum, ob die Beeinträchtigung Deines Sohnes nur vorrübergehend oder bleibend ist. Das kann narürlich kaum jemand beurteilen, denn Kinder sind Wundertüten. Ich denke Deine Bekannte wollte Dich darauf hinweisen, dass Deine Sohn die Defizite eventuell nicht oder nur sehr langsam aufholen kann.
Daher ist es vermutlich notwendig sich jetzt über eine Beschulung ect. Gedanken zu machen. Wie kann Dein Sohn am besten gefördert werden, ganz gleich, wie er sich noch entwickelt. Das ist bestimmt eine schwere Zeit für Euch, ich wünsche Euch ganz viel Kraft, Euren Sohn möglichst gut zu fördern aber ihn auch gleichzeitig so anzunehmen wie er ist und nicht zu überfordern.
Christina zu lang
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Re: Entwicklungsverzögerung, große Ängste und teilweise Verweigerung - geistige Beeinträchtigungen?

Beitrag von Christina zu lang »

Liebe Anni,
Unser Pflegesohn ist im gleichen Alter und auch entwicklungsverzögert. Ich selbst mache mir nur wenig Gedanken, ob das eine sog. "geistigen Behinderung" ist/wird/bleibt.
Es sagt erstmal nicht viel darüber aus, wie er sich entwickeln wird, und ob er später alleine klar kommt. Letztes Jahr wurde mit ihm ein IQ Test gemacht, die Werte helfen bei der Einordnung weiter, aber es bleibt wie meine Vorschreiberin schon schrieb, eine Wundertüte. Und dabei nie vergessen, dass in Wundertüten meistens schöne Dinge drin sind :)
Viele Grüße
Christina
MomOfLian
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Re: Entwicklungsverzögerung, große Ängste und teilweise Verweigerung - geistige Beeinträchtigungen?

Beitrag von MomOfLian »

Hallo Steffi,

mein Sohn hat keine gute Aufmerksamkeitspanne, allerdings kann er sich einzelne Dinge ziemlich gut merken. Als Beispiel waren wir vor einem Jahr an einem Ort und er wusste ein Jahr später wo genau alles ist und was es wo gibt. Seine Orientierung ist auch auffällig gut.
Farben kann er mittlerweile sicher benennen und nutzt dies auch normal zum beschreiben etc. Zahlenverständnis ist noch nicht da wobei er jetzt anfängt zwischen einem Teil und mehreren zu unterscheiden aber keine genaue Anzahl.

Grobmotorik ist eigentlich okay er kann normal laufen, rennen, springen und klettern. Gleichgewicht zum Beispiel fürs Laufrad ist noch schwierig dafür kann er mittlerweile Kettcar fahren. Feinmotorisch gibt es größere Probleme. Er malt immer noch recht durcheinander, kann aber auch mittlerweile einen Kopffüßler malen.

Das ist mir eigentlich sehr bewusst. Niemand kann jetzt meiner Ansicht nach wissen wo die Reise hingeht. Es verwunderte mich nur diese Aussage das sie sich „recht sicher“ sei.
SimoneChristian
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Re: Entwicklungsverzögerung, große Ängste und teilweise Verweigerung - geistige Beeinträchtigungen?

Beitrag von SimoneChristian »

Hallo,

was du beschreibst, könnte in dem Alter auch alles auf meinen Sohn zugetroffen haben.
An eine geistige Behinderung hat dabei trotzdem niemand gedacht, zumindest nicht wir Eltern und auch nicht die Therapeuten, die ihn mehr als eine Stunde gesehen haben.

Der IQ Test, der zur Autismus-Diagnostik dazu gehörte, war trotz teilweiser Verweigerung im durchschnittlichen Bereich, obwohl er sprachlich stark hinterher war mit knapp 4 Jahren.
Heute ist von der Sprachentwicklungsstörung nur noch eine LRS übrig.

Mein Sohn ist im Autismus-Spektrum, und ja, er ist eine Wundertüte.
Seine Entwicklung, gerade auch bei Sprache und Kommunikation, läuft völlig anders als im Lehrbuch.

LG
Simone
C. (*9/11) Sprachentwicklungsverzögerung, Regulationsstörungen des Kindesalters
atypischer Autismus (Diagnose 07/15)
kati543
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Re: Entwicklungsverzögerung, große Ängste und teilweise Verweigerung - geistige Beeinträchtigungen?

Beitrag von kati543 »

Hallo,
eigentlich gibt man die Diagnose „geistige Behinderung“ wirklich erst, wenn sie absolut gesichert ist. Diese Diagnose hat weitreichende Auswirkungen auch für die spätere Schulwahl/Schulbildung. Ist die Diagnose falsch, wäre das eine Katastrophe. Es ist übrigens gar nicht so selten, dass sich ein einmal im frühkindlichen Alter gemessener IQ noch durch Förderung, Medikamente (z.B. wenn eine Erkrankung bekannt wird, die die Lernfähigkeit/Merkfähigkeit beeinträchtigt, z.B. Epilepsie), o.ä. deutlich verbessert. Außerdem gibt es durchaus andere Behinderungen, bei denen ein Kind Schwierigkeiten beim Lernen hat, aber nicht zwangsweise geistig behindert ist, z.B. Autismus. Dazu kommen noch die Kinder, die aufgrund von irgendeines Vorkommnisses einen Entwicklungsstopp oder eine deutliche Entwicklungsverzögerung hatten und dann eben Zeit brauchen, um das wieder aufzuholen.

Ich finde es also sehr weit aus dem Fenster gelehnt, wenn man als Nicht-Fachmann gleich von einer geistigen Behinderung spricht. Mein angeblich geistig behinderter Sohn ist jetzt 17 und plant ein Studium der Angewandten Mathematik. Im Alter von 4,5 Jahren hat ihn kein Dritter verstanden. Er sprach gerade 2-Wortsätze höchst verwaschen, plapperte Babysprache, Feinmotorik war quasi nicht existent (er bevorzugt auch heute noch beim Essen die komplette Faust), er stolperte ständig,… Später bekam er die Diagnose Frühkindlicher Autismus (HFA) - also das ganze Gegenteil von einer geistigen Behinderung. Er profitiert sogar von seinem „autistischen IQ“, weil er in dem Bereich, in dem er arbeiten möchte, wirklich extrem gut ist.

Wenn das SPZ ein Kind in eine KJP überweist, spricht das in meinen Augen NICHT für eine geistige Behinderung, sondern für eine seelische Behinderung. Das SPZ kennt selbst geeignete Methoden, um eine geistige Behinderung festzustellen. Die sind darin absolute Spezialisten. Ich bin mir auch relativ sicher, dass das SPZ bei deinem Kind regelmäßig den EQ festgestellt hat. Wie hoch war der denn immer?
Das Einzige, was das SPZ wirklich nicht kann, sind seelische Behinderungen. Hier muss es an die KJP verweisen.

LG
Katrin
Katrin (Epilepsie)
O. (Frühk. Autismus (HFA), Sprachentwicklungsstörung, Ptosis, Hypotonie, AVWS, LRS, Valproatembryopathie)
D. (geistige Behinderung, Frühk. Autismus, Epilepsie, Fettstoffwechselstörung (HeFH), Esstörung, Taub R, Trigonoceph., Hypertonie, Opticushypoplasie, Mikrodeletion 3p26.3, Valproatembryopathie, Z.n. Schädelbasisfraktur)
MaxMama
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Re: Entwicklungsverzögerung, große Ängste und teilweise Verweigerung - geistige Beeinträchtigungen?

Beitrag von MaxMama »

Hallo Anni,

Vermutlich meint Deine Bekannte es gut und will Dich davor schützen, dass Du irgendwann bei einer Diagnose in ein Loch stürzt.
Allerdings empfinde ich die Aussage trotzdem übergriffig und nicht passend.
Ich habe auch so einen großen Sohn wie Katrin, der im Kleinkindalter geistig behindert wirkte, es aber definitiv nicht ist. Eine sehr gute Freundin von mir hat ein Kind, dass immer ein bisschen hinter her war und mittlerweile die Diagnose der geistigen Behinderung erhalten hat.
Wie so viele schon geschrieben haben, sind Kinder Wundertüten. Eine Diagnose quasi auf dem Spielplatz zu stellen als Nicht- Fachmann ist meiner Meinung nach nicht besonders emphatisch und zielführend.

Du hast Fachleute um Dich herum, die Dein Kind begleiten. Vertrau denen.

Mein jüngster Sohn hat eine verbale Entwicklungsdyspraxie. Damit wirkte er auch sehr (geistig) behindert. Sein IQ ist aber normentsprechend. Er wirkt durch die Sprachverzögerung halt jünger/ eingeschränkt.

Autistische Kinder, wie Katrins Sohn oder mein Ältester, wirken oft auch entsprechend. Gerade die Ängste und Meltdowns, die Du beschreibst, könnten in so eine Richtung gehen.

Lass Dich nicht verunsichern.

Egal, ob geistige, seelische, körperliche Behinderung- dein Kind ist gut wie es ist.

Liebe Grüße!
Ida45
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Re: Entwicklungsverzögerung, große Ängste und teilweise Verweigerung - geistige Beeinträchtigungen?

Beitrag von Ida45 »

MomOfLian hat geschrieben: 26.05.2023, 08:48

Niemand kann jetzt meiner Ansicht nach wissen wo die Reise hingeht. Es verwunderte mich nur diese Aussage das sie sich „recht sicher“ sei.
Genau so ist es auch. Niemand kann das mit Sicherheit sagen, auch deine Bekannte nicht. Kennt sie deinen Sohn überhaupt näher oder nur vom Sehen? Sie ist weder Ärztin, noch Therapeutin schreibst du. Ich finde, da nimmt sie sich mit dieser Aussage ganz schön viel raus. Sowas empfinde ich nicht als ‚gut gemeint‘, sondern als richtig mies.

Lass dich nicht beirren!

LG,
Ida
Michaela.Sandro
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Re: Entwicklungsverzögerung, große Ängste und teilweise Verweigerung - geistige Beeinträchtigungen?

Beitrag von Michaela.Sandro »

Hallo Anni, ich finde es auch kritisch, wenn eine Bekannte eine Diagnose abgibt und sich dabei auch noch so sicher ist. Im Alter deines Kindes ist es noch nicht unbedingt sicher, ob eine geistige Behinderung vorliegt und selbst wenn, kann diese auch leichte sein. Bei meinem Sohn war zu der Zeit klar, dass er geistig behindert ist, aber die letztendlichen Einschränkungen haben sich erst später gezeigt. Lass dich erst mal nicht verrückt machen, unsere Kinder lernen so wie sie können und du solltest im Hinterkopf haben, dass vielleicht eine geistige Behinderung vorliegen könnte, aber sonst ist noch gar nichts eindeutig. Bei Einschulung wird es allerdings eventuell wichtig, aber völlig unabhängig davon, wie das Ganze nun genannt wird. L. G. Michaela
Michaela alleinerziehend, Teilzeit berufstätig (Bj. 12/67) und Sohn Sandro (19.01.07.) Herz-OP nach Geburt, geistige Behinderung, Diagnose, evtl. ein unbekanntes Syndrom. Er kann laufen, einigermaßen sprechen, PG 4 , 100% SB aber ein Schatz!
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MomOfLian
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Re: Entwicklungsverzögerung, große Ängste und teilweise Verweigerung - geistige Beeinträchtigungen?

Beitrag von MomOfLian »

Lieben Dank für eure ganzen Nachrichten :)

einige von euch hatten auch schon Autismus angesprochen. Das ist auch eine Sache die durch den KJP geklärt werden soll. Die Ärztin sagte er hat definitiv einige starke Anzeichen dafür aber auch Anzeichen die eigentlich stark dagegen sprechen. Das kann eben nur der Experte sagen.

Ich finde es eben wie auch schon geschrieben wurde irgendwie unpassend sowas zu sagen es verunsichert einfach und das möglicherweise zu unrecht.
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