Hallo!
Mein Name ist Christin und ich bin ganz neu hier im Forum. Ich habe vier Kinder. Drei Töchter sind entwicklungsmäßig eher unauffällig.
Mein 2004 geborener Sohn war jedoch schon immer besonders, er war grobmotorisch spät entwickelt, war von Geburt an sehr empfindlich, hat ganz früh gefremdelt und im Kindergarten/in der Grundschule hieß es dann immer, er sei auffällig in seiner sozial-emotionalen Entwicklung. Er konnte sich ganz schlecht trennen, hat sehr viel geweint, hat sich wenig getraut, konnte sich schlecht auf fremde Menschen einlassen. hat sich auch häufig komplett verweigert. Er bekam zeitweise Krankengymnastik und hat ein Jahr lang eine Gruppe für Psychomotorik besucht, das war aber halt auch immer schwierig für ihn. In der Grundschule ging es ihm relativ gut, da hatte er das Glück, in einer sehr kleinen Klasse zu sein und eine Lehrerin zu haben, die ihn gut zu nehmen wusste.
Also kam er lange irgendwie durch, ab Pubertät wurde es dann sehr schwierig. Ab 13 Jahren zunächst Verhaltensauffälligkeiten in der Schule, Schulangst, zuletzt Schulverweigerung, es folgten drei stationäre Klinikaufenthalte, zwischendrin ging er dann immer ein paar Monate unauffällig in die Schule, bis es wieder einbrach. Er hatte viele ambulante Therapien, wir hatten zwei verschiedene Familienhilfen über das Jugendamt. Irgendwie hat er trotz hoher Fehlzeiten seinen Realschulabschluss geschafft, auch dank Corona und dank der Schule, die seinen Weg ja mitbekommen hat und recht großzügig ohne Atteste usw. einen Nachteilsausgleich gewährt hat (seine mündliche Mitarbeit wurde nicht bewertet, er musste keine Referate o.ä. halten).
Letztlich konnte er sich aber nie wirklich auf irgendwelche Therapien einlassen. Er redet kaum mit anderen. Wenn er angesprochen wird, sagt er manchmal etwas, oft schweigt er aber auch einfach. Er redet nicht über seine Probleme, kann sie nicht benennen. Mittlerweile ist wohl zu den sozialen Ängsten auch eine Depression hinzugekommen. Die offizielle Diagnose während der Klinikaufenthalte und danach lautete soziale Ängstlichkeit. Die Fachleute waren sich aber auch nicht immer einig, zwischendrin hieß es auch, dass es kein psychisches, sondern ein pädagogisches Problem sei, dass wir als Eltern also konsequenter sein müssten usw., dass er wohl kann, aber nicht will, usw.
Es war bei ihm tatsächlich so, dass wenn er in der Schule, im Praktikum war, unauffällig war, zumindest auf Ansprache reagiert hat, zwar recht still war, aber sonst sehr angepasst war. Deshalb meinten einige Therapeuten/Betreuer, dass er einfach nur bequem und bockig sei und man ihn damit nicht durchkommen lassen dürfte. Aber mit der morgendlichen Situation (ich weckte ihn jeden Morgen für die Schule und er stand nicht auf) wurde ich allein gelassen und mir wurde auch nicht gesagt, wie ich einen großen kräftigen Jungen, der nicht spricht, sich in sein Bett verkriecht und sich körperlich wehrt, dann in die Schule bekommen soll außer mit roher Gewalt (und selbst das hätte ich wahrscheinlich nicht geschafft).
Seit Anfang des Jahres ist er quasi nur noch zu Hause. Eine Schulersatzmaßnahme (Praktikum) brach er ab. Seit dem Sommer ist er nicht mehr schulpflichtig, er ist beim Arbeitsamt gemeldet und soll jetzt eine Berufsvorbereitende Maßnahme machen. Der Psychologische Dienst des Arbeitsamtes hat ihm den Reha-Status zuerkannt. Ich befürchte allerdings, dass er diese Maßnahme auch nicht durchhalten wird.
Problematisch für mich ist vor allem die immer wiederkehrende extreme Verweigerung. Und dass er nicht spricht. Er weigert sich zum Arzt zu gehen. Will nicht noch einmal in eine Klinik. Will keine Medikamente. Nicht in ein Wohnheim. Zwischendurch ist er aber dann auch wieder total umgänglich und hilfsbereit. Zu Hause. Er kann sehr mitfühlend und einfühlsam ein, wenn es um seine engsten Familienmitglieder geht. Das was gerade noch geht, ist der Besuch bei einer Ärztin und Psychotherapeutin 1x im Monat, wobei er auch das schon mal verweigert hat.
Vom Vater bin ich seit 2,5 Jahren getrennt, auch vorher war dieser kaum anwesend, der Sohn hängt aber sehr an ihm, besucht ihn am Wochenende und fühlt sich glaube ich auch für ihn irgendwie verantwortlich. Der Vater möchte keine Verantwortung übernehmen, außer schlauer Sprüche kommt da nichts, er lehnt auch ab, dass der Sohn bei ihm wohnen könnte oder dass er mit dem Sohn irgendwelche Termine wahrnehmen könnte. Der Vater hat leider sehr viel mit sich selbst zu tun, von ihm ist nichts zu erwarten.
Für mich ist es sehr schwierig, damit umzugehen. Einerseits sehe ich, dass mein Sohn krank ist und möchte ihn unterstützen. Andererseits komme ich nicht damit klar, dass er alles verweigert und damit auch die Verantwortung auf mich abwälzt. Schon allein die finanzielle. Denn ich muss ihn unterhalten (der Vater zahlt nicht), bekomme momentan noch Kindergeld für ihn, aber wenn er die Maßnahme vom Arbeitsamt abbricht, ist das vorbei. Und selbst wenn ich ihn aus dem Haus werfen würde, würde er nicht gehen. Wohin soll er auch?
So, das war jetzt sehr lang, ich schicke es erst einmal ab. Ich freue mich, dieses Forum entdeckt zu haben und auf den Austausch mit euch.
Christin und Sohn (18) mit sozialen Ängsten
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Re: Christin und Sohn (18) mit sozialen Ängsten
Liebe Christin,
vermutlich wird es schwierig in der Durchführung und Kostenübernahme sein, aber bei dem was du beschreibst, könnte es sich auch um eine Genanomalie handeln. Wenngleich einem eine Diagnose vielleicht im Alltag erstmal nicht spontan hilft, könnte aber ggf. eine Medikation, zB sofern der Hormonaushalt genetisch mitbetroffen wäre, auch zu Verhaltensänderungen führen. Nur das Verhalten zu behandeln, ohne Ursachenforschung betrieben zu haben, zB auch mal MRT Gehirn, ob alle Areale gut ausgebildet sind, finde ich greift zu kurz. Erst mal die körperliche Gesundheit voll abchecken, sonst greifen ggf. alle Hilfsangebote ins Leere. Psychologische Unterstützung extern ist gut, wenn er sich drauf einläßt, vielleicht gibts andere Kommunikationswege als nur Sprechen.
LG Sabine
vermutlich wird es schwierig in der Durchführung und Kostenübernahme sein, aber bei dem was du beschreibst, könnte es sich auch um eine Genanomalie handeln. Wenngleich einem eine Diagnose vielleicht im Alltag erstmal nicht spontan hilft, könnte aber ggf. eine Medikation, zB sofern der Hormonaushalt genetisch mitbetroffen wäre, auch zu Verhaltensänderungen führen. Nur das Verhalten zu behandeln, ohne Ursachenforschung betrieben zu haben, zB auch mal MRT Gehirn, ob alle Areale gut ausgebildet sind, finde ich greift zu kurz. Erst mal die körperliche Gesundheit voll abchecken, sonst greifen ggf. alle Hilfsangebote ins Leere. Psychologische Unterstützung extern ist gut, wenn er sich drauf einläßt, vielleicht gibts andere Kommunikationswege als nur Sprechen.
LG Sabine
Re: Christin und Sohn (18) mit sozialen Ängsten
Wurde Dein Kind auf Autismus getestet?
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Re: Christin und Sohn (18) mit sozialen Ängsten
Hallo Christin,
das hört sich alles sehr anstrengend an für Dich. Fühl Dich gedrückt!
Ich habe auch ein Kind zu Hause (20) das sich schon immer verweigert hat. Schule war mal mehr, mal weniger möglich. Praktika liefen meist gut, sie ist dann sehr angepasst, ist danach dann aber oft krank.
Bei Überforderung rutscht sie immer noch schnell in die Verweigerung. Alles Neue ist ein Graus und wird erst mal abgelehnt. Ärzte und Therapien wurden aber meist ohne murren mitgemacht, das ist schon mal viel Wert.
Mein geschiedener Mann hat immer Unterhalt gezahlt, zwar wenig aber immerhin und seit mein Kind nicht mehr zur Schule geht, bekommt sie Grundsicherung.
Hat Dein Sohn denn einen PG und / oder einen SBA?
Warum zahlt der Vater keinen Unterhalt? Kann er finanziell nicht, oder will er nicht? Hat er auch schon vor der Volljährigkeit nicht gezahlt? Das würde ich so nicht hinnehmen, denn er ist unterhaltspflichtig, auch während der Ausbildungszeit!
Wenn Dein Kind auf Dauer nicht arbeitsfähig ist, könntest Du Grundsicherung beantragen, aber das muss ja erst mal nachgewiesen werden und ist ja anscheinend auch unklar, ober nicht will oder nicht kann.
Ein 18 - Jähriger, normal entwickelter junger Mensch kann ja schon verstehen, dass es ohne seine Mitarbeit nicht klappt und das es keine Lösung ist, alles zu verweigern. Versteht er das?
Was stellt er sich denn vor, für seine Zukunft? Kann er das äußern?
Hat Dein Kind eine gesetzliche Betreuung?
Ich denke eine Psychotherapie wäre vielleicht sinnvoll, vor allem, weil Du auch von depressiven Stimmungen schreibst. Aber dafür muss er eben auch mitmachen. Wenn er dann nicht hingeht musst Du den Ausfall zahlen, das wäre dann ja totaler Mist, wenn die finanzielle Situation eh schon angespannt ist.
Ich wünsche Dir gute Nerven und viel Kraft.
LG
Sandra
das hört sich alles sehr anstrengend an für Dich. Fühl Dich gedrückt!
Ich habe auch ein Kind zu Hause (20) das sich schon immer verweigert hat. Schule war mal mehr, mal weniger möglich. Praktika liefen meist gut, sie ist dann sehr angepasst, ist danach dann aber oft krank.
Bei Überforderung rutscht sie immer noch schnell in die Verweigerung. Alles Neue ist ein Graus und wird erst mal abgelehnt. Ärzte und Therapien wurden aber meist ohne murren mitgemacht, das ist schon mal viel Wert.
Mein geschiedener Mann hat immer Unterhalt gezahlt, zwar wenig aber immerhin und seit mein Kind nicht mehr zur Schule geht, bekommt sie Grundsicherung.
Hat Dein Sohn denn einen PG und / oder einen SBA?
Warum zahlt der Vater keinen Unterhalt? Kann er finanziell nicht, oder will er nicht? Hat er auch schon vor der Volljährigkeit nicht gezahlt? Das würde ich so nicht hinnehmen, denn er ist unterhaltspflichtig, auch während der Ausbildungszeit!
Wenn Dein Kind auf Dauer nicht arbeitsfähig ist, könntest Du Grundsicherung beantragen, aber das muss ja erst mal nachgewiesen werden und ist ja anscheinend auch unklar, ober nicht will oder nicht kann.
Ein 18 - Jähriger, normal entwickelter junger Mensch kann ja schon verstehen, dass es ohne seine Mitarbeit nicht klappt und das es keine Lösung ist, alles zu verweigern. Versteht er das?
Was stellt er sich denn vor, für seine Zukunft? Kann er das äußern?
Hat Dein Kind eine gesetzliche Betreuung?
Ich denke eine Psychotherapie wäre vielleicht sinnvoll, vor allem, weil Du auch von depressiven Stimmungen schreibst. Aber dafür muss er eben auch mitmachen. Wenn er dann nicht hingeht musst Du den Ausfall zahlen, das wäre dann ja totaler Mist, wenn die finanzielle Situation eh schon angespannt ist.
Ich wünsche Dir gute Nerven und viel Kraft.
LG
Sandra
Sandra 06/76
Jasmin Marie 05/02 globale Entwicklungsverzögerung, vis. Wahrnehmungsstörung, Lernbehinderung, starke Hyperopie rechts, hochpathologisches EEG (Besserung seit Jan. 12),
PG 3, SBA 80% B, G, H
***Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht***
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Re: Christin und Sohn (18) mit sozialen Ängsten
Hallo Christin,
unser Sohn 19 ist in sozialen Bereichen auch anderst als gesunde Jugendliche.
Vieles läuft recht gut, maches bereitet uns Sorgen.
Aus welcher Ecke kommt Ihr ?
Liebe Grüße Nicole
unser Sohn 19 ist in sozialen Bereichen auch anderst als gesunde Jugendliche.
Vieles läuft recht gut, maches bereitet uns Sorgen.
Aus welcher Ecke kommt Ihr ?
Liebe Grüße Nicole
Re: Christin und Sohn (18) mit sozialen Ängsten
Christin74 hat geschrieben:
Für mich ist es sehr schwierig, damit umzugehen. Einerseits sehe ich, dass mein Sohn krank ist und möchte ihn unterstützen. Andererseits komme ich nicht damit klar, dass er alles verweigert und damit auch die Verantwortung auf mich abwälzt. Schon allein die finanzielle. Denn ich muss ihn unterhalten (der Vater zahlt nicht), bekomme momentan noch Kindergeld für ihn, aber wenn er die Maßnahme vom Arbeitsamt abbricht, ist das vorbei. Und selbst wenn ich ihn aus dem Haus werfen würde, würde er nicht gehen. Wohin soll er auch?
Hallo Christin,
Dein Ex wälzt die finanzielle Verantwortung auf dich ab, nicht dein Sohn.
Dein Sohn ist krank, soll aber (aus durchaus nachvollziehbaren Gründen) doch so funktionieren, als wäre er es nicht.
Das geht nicht zusammen.
Eine 0/815 Maßnahme der Arbeitsagentur, in der -was zu befürchten ist- keine Rücksicht auf die Erkrankung deines Sohnes genommen werden kann, würde das Problem wohl eher noch verschärfen.
Therapien sind das eine. Das andere (ohne dies geht es auch nicht), sind ein „passend“ gemachtes Umfeld und angepasste Anforderungen.
LG
Anja
Viele Grüße
Anja
Mutter mit Sohn (21 Jahre / Asperger-Autismus)
Anja
Mutter mit Sohn (21 Jahre / Asperger-Autismus)
Re: Christin und Sohn (18) mit sozialen Ängsten
Hallo,
kann dein Sohn begründen, warum er keine Therapie möchte? Da können ja ganz verschiedene Gründe hinter stehen. Von der Angst die selbst empfundene Unzulänglichkeit gespiegelt zu bekommen, der Angst nicht ernst genommen oder verstanden zu werden. Von dem Gefühl, dass nur defizitorientiert geschaut wird, wie man ihn wieder „repariert“ und er Angst davor hat nicht als Mensch gesehen zu werden. Vielleicht hat er auch Angst sehr weit aus seiner Komfortzone oder sicheren Umgebung herauskommen zu müssen. Hat er Angst vor negativer Bewertung durch den Therapeuten? Hat er Angst davor, dass Dinge die er weggeschoben hat wieder hoch kommen und seinen Alltag negativ beeinflussen?
Genau damit das rauszufinden würde ich ansetzen. Und dann schauen, ob ihr an diese Ängst irgendwie ran kommt, oder Vereinbarungen treffen könnt, die ihn unterstützen. Sind andere psychiatrische Krankheitsbilder ausgeschlossen worden? Nicht selten steckt hinter Depression und Angststörung noch mehr, das durch einen sehr geregelten und ritualisierten Alltag, wie ihn zum Beispiel die Schule bietet, einigermaßen kompensiert wird. Folgt dann der „Bruch“ mit dem Ende der Schule, fallen diese Jugendlichen oft in ein Loch.
kann dein Sohn begründen, warum er keine Therapie möchte? Da können ja ganz verschiedene Gründe hinter stehen. Von der Angst die selbst empfundene Unzulänglichkeit gespiegelt zu bekommen, der Angst nicht ernst genommen oder verstanden zu werden. Von dem Gefühl, dass nur defizitorientiert geschaut wird, wie man ihn wieder „repariert“ und er Angst davor hat nicht als Mensch gesehen zu werden. Vielleicht hat er auch Angst sehr weit aus seiner Komfortzone oder sicheren Umgebung herauskommen zu müssen. Hat er Angst vor negativer Bewertung durch den Therapeuten? Hat er Angst davor, dass Dinge die er weggeschoben hat wieder hoch kommen und seinen Alltag negativ beeinflussen?
Genau damit das rauszufinden würde ich ansetzen. Und dann schauen, ob ihr an diese Ängst irgendwie ran kommt, oder Vereinbarungen treffen könnt, die ihn unterstützen. Sind andere psychiatrische Krankheitsbilder ausgeschlossen worden? Nicht selten steckt hinter Depression und Angststörung noch mehr, das durch einen sehr geregelten und ritualisierten Alltag, wie ihn zum Beispiel die Schule bietet, einigermaßen kompensiert wird. Folgt dann der „Bruch“ mit dem Ende der Schule, fallen diese Jugendlichen oft in ein Loch.
Liebe Grüße von Anni
(ADHS und fragliche ASS)
(ADHS und fragliche ASS)
Re: Christin und Sohn (18) mit sozialen Ängsten
Hallo Christin,Christin74 hat geschrieben: ↑21.11.2022, 21:10
Für mich ist es sehr schwierig, damit umzugehen. Einerseits sehe ich, dass mein Sohn krank ist und möchte ihn unterstützen. Andererseits komme ich nicht damit klar, dass er alles verweigert und damit auch die Verantwortung auf mich abwälzt. Schon allein die finanzielle. Denn ich muss ihn unterhalten (der Vater zahlt nicht), bekomme momentan noch Kindergeld für ihn, aber wenn er die Maßnahme vom Arbeitsamt abbricht, ist das vorbei. Und selbst wenn ich ihn aus dem Haus werfen würde, würde er nicht gehen. Wohin soll er auch?
Du hast völlig recht, es ist keine Schande krank zu sein, aber es ist eine Schade nichts dagegen tun zu wollen!
Dein Sohn ist volljährig und ich würde ihm klar und deutlich sagen das du ihn nicht mehr gebilligt bist für ihn zu zahlen und das er zu seiner Unterhaltung mit beitragen muss, es gibt unendlich viele Möglichkeiten.
Mein Sohn, jetzt 20 Jahre, diagnostizierte ASS + Angst-und Zwangsstörung, hatte auch keinen leichten Weg, aber das gibt es gar nicht das der mir hier zuhause rumhockt und auf der Tasche liegt, allerdings ist sich da die gesamten Familie einig und mein Mann hätte es niemals geduldet das der hier Morgens faul im Bett liegen geblieben wäre und wir alle am arbeiten.
Du bist wahrscheinlich viel zu gutmütig und dein Sohn ist daran gewöhnt, ihr müsstest mal beide aus dieser Dynamik raus, ein Auszug wäre deshalb erstrebenswert.
LG
Grace
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Re: Christin und Sohn (18) mit sozialen Ängsten
Vielen Dank für die nette Begrüßung und eure Impulse!
Ja, genau, es ist halt unklar, ob er arbeitsfähig ist oder nicht. Er stellt sich seine Zukunft so vor, dass er eine Ausbildung macht und arbeitet. Zumindest sagt er das, wenn man ihn fragt. Aber ich bin mir auch nicht sicher, ob er das nur sagt, weil er denkt, dass man das von ihm erwartet.
Er hat keine gesetzliche Betreuung.
Die Maßnahme des Arbeitsamtes klingt tatsächlich ganz gut, es ist ja ausdrücklich eine Reha-Maßnahme in einem Berufsbildungswerk, er soll da einen geschützten Rahmen erhalten und einen Betreuer. Das Problem wird nur sein, dass er es nicht schafft, jeden Tag hinzugehen.
Aber das, was du schreibst, ist genau das Problem. Man weiß nicht, wo man ansetzen soll, wie man ihn unterstützen kann, weil man nicht wirklich herausbekommt, was sein Problem ist und was ihn hindert.
Interessant. Das war noch nie Thema. Tatsächlich hat aber auch der sozialpsychiatrische Dienst empfohlen, ihn nochmals körperlich komplett durchchecken zu lassen.sabine g hat geschrieben: ↑21.11.2022, 22:13 Liebe Christin,
vermutlich wird es schwierig in der Durchführung und Kostenübernahme sein, aber bei dem was du beschreibst, könnte es sich auch um eine Genanomalie handeln. Wenngleich einem eine Diagnose vielleicht im Alltag erstmal nicht spontan hilft, könnte aber ggf. eine Medikation, zB sofern der Hormonaushalt genetisch mitbetroffen wäre, auch zu Verhaltensänderungen führen. Nur das Verhalten zu behandeln, ohne Ursachenforschung betrieben zu haben, zB auch mal MRT Gehirn, ob alle Areale gut ausgebildet sind, finde ich greift zu kurz. Erst mal die körperliche Gesundheit voll abchecken, sonst greifen ggf. alle Hilfsangebote ins Leere. Psychologische Unterstützung extern ist gut, wenn er sich drauf einläßt, vielleicht gibts andere Kommunikationswege als nur Sprechen.
LG Sabine
Nein. Aber die Ärztin meinte, dass er eher nicht die typischen Merkmale eines Autisten habe.
Der Vater kann keinen Unterhalt zahlen. Er zahlt Unterhalt für die beiden minderjährigen Kinder, für die beiden volljährigen Kinder bleibt aufgrund des Selbstbehalts nichts mehr übrig.JasminsMama hat geschrieben: ↑22.11.2022, 10:59 Hallo Christin,
das hört sich alles sehr anstrengend an für Dich. Fühl Dich gedrückt!
Ich habe auch ein Kind zu Hause (20) das sich schon immer verweigert hat. Schule war mal mehr, mal weniger möglich. Praktika liefen meist gut, sie ist dann sehr angepasst, ist danach dann aber oft krank.
Bei Überforderung rutscht sie immer noch schnell in die Verweigerung. Alles Neue ist ein Graus und wird erst mal abgelehnt. Ärzte und Therapien wurden aber meist ohne murren mitgemacht, das ist schon mal viel Wert.
Mein geschiedener Mann hat immer Unterhalt gezahlt, zwar wenig aber immerhin und seit mein Kind nicht mehr zur Schule geht, bekommt sie Grundsicherung.
Hat Dein Sohn denn einen PG und / oder einen SBA?
Warum zahlt der Vater keinen Unterhalt? Kann er finanziell nicht, oder will er nicht? Hat er auch schon vor der Volljährigkeit nicht gezahlt? Das würde ich so nicht hinnehmen, denn er ist unterhaltspflichtig, auch während der Ausbildungszeit!
Wenn Dein Kind auf Dauer nicht arbeitsfähig ist, könntest Du Grundsicherung beantragen, aber das muss ja erst mal nachgewiesen werden und ist ja anscheinend auch unklar, ober nicht will oder nicht kann.
Ein 18 - Jähriger, normal entwickelter junger Mensch kann ja schon verstehen, dass es ohne seine Mitarbeit nicht klappt und das es keine Lösung ist, alles zu verweigern. Versteht er das?
Was stellt er sich denn vor, für seine Zukunft? Kann er das äußern?
Hat Dein Kind eine gesetzliche Betreuung?
Ich denke eine Psychotherapie wäre vielleicht sinnvoll, vor allem, weil Du auch von depressiven Stimmungen schreibst. Aber dafür muss er eben auch mitmachen. Wenn er dann nicht hingeht musst Du den Ausfall zahlen, das wäre dann ja totaler Mist, wenn die finanzielle Situation eh schon angespannt ist.
Ich wünsche Dir gute Nerven und viel Kraft.
LG
Sandra
Ja, genau, es ist halt unklar, ob er arbeitsfähig ist oder nicht. Er stellt sich seine Zukunft so vor, dass er eine Ausbildung macht und arbeitet. Zumindest sagt er das, wenn man ihn fragt. Aber ich bin mir auch nicht sicher, ob er das nur sagt, weil er denkt, dass man das von ihm erwartet.
Er hat keine gesetzliche Betreuung.
Ja. Aber da er zuletzt sich verweigert hat, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, wurde er mit den Maßstäben gemessen, die man an einen gesunden Jugendlichen stellt. Also auch mit der Anforderung, zur Schule zu gehen und danach eine Ausbildung zu machen. Was meinst du mit passend gemachtes Umfeld?Anjali hat geschrieben: ↑22.11.2022, 16:13Christin74 hat geschrieben:
Für mich ist es sehr schwierig, damit umzugehen. Einerseits sehe ich, dass mein Sohn krank ist und möchte ihn unterstützen. Andererseits komme ich nicht damit klar, dass er alles verweigert und damit auch die Verantwortung auf mich abwälzt. Schon allein die finanzielle. Denn ich muss ihn unterhalten (der Vater zahlt nicht), bekomme momentan noch Kindergeld für ihn, aber wenn er die Maßnahme vom Arbeitsamt abbricht, ist das vorbei. Und selbst wenn ich ihn aus dem Haus werfen würde, würde er nicht gehen. Wohin soll er auch?
Hallo Christin,
Dein Ex wälzt die finanzielle Verantwortung auf dich ab, nicht dein Sohn.
Dein Sohn ist krank, soll aber (aus durchaus nachvollziehbaren Gründen) doch so funktionieren, als wäre er es nicht.
Das geht nicht zusammen.
Eine 0/815 Maßnahme der Arbeitsagentur, in der -was zu befürchten ist- keine Rücksicht auf die Erkrankung deines Sohnes genommen werden kann, würde das Problem wohl eher noch verschärfen.
Therapien sind das eine. Das andere (ohne dies geht es auch nicht), sind ein „passend“ gemachtes Umfeld und angepasste Anforderungen.
LG
Anja
Die Maßnahme des Arbeitsamtes klingt tatsächlich ganz gut, es ist ja ausdrücklich eine Reha-Maßnahme in einem Berufsbildungswerk, er soll da einen geschützten Rahmen erhalten und einen Betreuer. Das Problem wird nur sein, dass er es nicht schafft, jeden Tag hinzugehen.
Da er darüber kaum spricht, kann ich das nur schreiben, wie ich es wahrnehme. Er sagt, dass eine Therapie nichts bringt. Ihm ist es unangenehm, mit einer fremden Person über sich selbst zu sprechen, er kann oder will auch seine Gedanken und Gefühle nicht artikulieren. In den vergangenen Therapien war es zumeist so, dass er entweder gar nicht gesprochen hat (und dann letztlich verweigert hat), oder nur oberflächlich und sozial angepasst geantwortet hat, also das gesagt hat, von dem er gedacht hat, dass das von ihm erwartet wird. Wahrscheinlich hat er auch Angst davor, sehr weit aus seiner Komfortzone oder sicheren Umgebung herauskommen zu müssen. Die Schule hatte nur begrenzt seinen Alltag geregelt und ritualisiert, da er immer nur ein paar Monate hingegangen ist und dann wieder ein paar Monate nicht. Nach der Realschule wollte er an eine Berufsfachschule Chemie wechseln, da ist er nur eine Woche hingegangen. Dann kam die Schulersatzmaßnahme als Praktikum in einer Jugendwerkstatt, ein paar Monate war es gut, dann ging wieder nichts mehr.Anni7 hat geschrieben: ↑22.11.2022, 17:26 Hallo,
kann dein Sohn begründen, warum er keine Therapie möchte? Da können ja ganz verschiedene Gründe hinter stehen. Von der Angst die selbst empfundene Unzulänglichkeit gespiegelt zu bekommen, der Angst nicht ernst genommen oder verstanden zu werden. Von dem Gefühl, dass nur defizitorientiert geschaut wird, wie man ihn wieder „repariert“ und er Angst davor hat nicht als Mensch gesehen zu werden. Vielleicht hat er auch Angst sehr weit aus seiner Komfortzone oder sicheren Umgebung herauskommen zu müssen. Hat er Angst vor negativer Bewertung durch den Therapeuten? Hat er Angst davor, dass Dinge die er weggeschoben hat wieder hoch kommen und seinen Alltag negativ beeinflussen?
Genau damit das rauszufinden würde ich ansetzen. Und dann schauen, ob ihr an diese Ängst irgendwie ran kommt, oder Vereinbarungen treffen könnt, die ihn unterstützen. Sind andere psychiatrische Krankheitsbilder ausgeschlossen worden? Nicht selten steckt hinter Depression und Angststörung noch mehr, das durch einen sehr geregelten und ritualisierten Alltag, wie ihn zum Beispiel die Schule bietet, einigermaßen kompensiert wird. Folgt dann der „Bruch“ mit dem Ende der Schule, fallen diese Jugendlichen oft in ein Loch.
Aber das, was du schreibst, ist genau das Problem. Man weiß nicht, wo man ansetzen soll, wie man ihn unterstützen kann, weil man nicht wirklich herausbekommt, was sein Problem ist und was ihn hindert.
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Re: Christin und Sohn (18) mit sozialen Ängsten
Ja, eure Antworten spiegeln genau das wieder, was hier in den letzten Jahren an unterschiedlichen Meinungen und Ansätzen an uns herangetragen wurde.grace hat geschrieben: ↑22.11.2022, 18:02Hallo Christin,Christin74 hat geschrieben: ↑21.11.2022, 21:10
Für mich ist es sehr schwierig, damit umzugehen. Einerseits sehe ich, dass mein Sohn krank ist und möchte ihn unterstützen. Andererseits komme ich nicht damit klar, dass er alles verweigert und damit auch die Verantwortung auf mich abwälzt. Schon allein die finanzielle. Denn ich muss ihn unterhalten (der Vater zahlt nicht), bekomme momentan noch Kindergeld für ihn, aber wenn er die Maßnahme vom Arbeitsamt abbricht, ist das vorbei. Und selbst wenn ich ihn aus dem Haus werfen würde, würde er nicht gehen. Wohin soll er auch?
Du hast völlig recht, es ist keine Schande krank zu sein, aber es ist eine Schade nichts dagegen tun zu wollen!
Dein Sohn ist volljährig und ich würde ihm klar und deutlich sagen das du ihn nicht mehr gebilligt bist für ihn zu zahlen und das er zu seiner Unterhaltung mit beitragen muss, es gibt unendlich viele Möglichkeiten.
Mein Sohn, jetzt 20 Jahre, diagnostizierte ASS + Angst-und Zwangsstörung, hatte auch keinen leichten Weg, aber das gibt es gar nicht das der mir hier zuhause rumhockt und auf der Tasche liegt, allerdings ist sich da die gesamten Familie einig und mein Mann hätte es niemals geduldet das der hier Morgens faul im Bett liegen geblieben wäre und wir alle am arbeiten.
Du bist wahrscheinlich viel zu gutmütig und dein Sohn ist daran gewöhnt, ihr müsstest mal beide aus dieser Dynamik raus, ein Auszug wäre deshalb erstrebenswert.
LG
Grace
Wenn ich nur meine Töchter hätte, würde ich wohl auch sagen, das kann nicht sein, das würde ich als Mutter nicht dulden, dass der Sohn einfach nicht aus dem Haus geht. Das gibt es nicht.
Tatsächlich triggert mich deine Antwort gewaltig, aber dafür kannst du nichts. Weil ich mir genau das ständig von Verwandten, Freunden, Nachbarn, Lehrern anhören musste. Ich habe in den vergangenen Jahren jeden verdammten Morgen meinen Sohn geweckt und ihn deutlich aufgefordert, aufzustehen und zur Schule zu gehen. Ich habe nie aufgegeben und auch nie gesagt, ach, dann gehst du halt nicht. Er hat ja auch wegen seiner Schulverweigerung massive Probleme bekommen wegen der Schulpflichtverletzungen. Ich habe es nie geduldet und ihn auch nie entschuldigt. Ich war der Überzeugung, dass er hingehen muss. Ich finde es komplett falsch, dass er zu Hause bleibt und nichts macht, während seine Schwestern und ich zur Schule/zur Arbeit gehen.
Aber es hat mich auch völlig fertig gemacht. Jeden Morgen diese Situation. Ich habe getobt, geschrien, gedroht, geredet, alles mögliche. Letztlich fühlt man sich nur macht- und hilflos. Denn das konnte mir auch niemand der Fachleute sagen: Wie soll ich einen jungen Menschen, der massiv Widerstand leistet und sich mit Händen und Füßen wehrt, in die Schule bekommen? Als der Vater noch bei uns lebte, hat er es an manchen Tagen auch versucht. Wir haben es zu zweit versucht. Was glaubst du, was wir hier für Kämpfe ausgefochten haben?
Ich habe mich ans Jugendamt gewendet, da hieß es auch, nein, mit Gewalt geht es nicht, aber wir müssen konsequent sein. Ja, aber wie? Ich habe ihm seine Geräte weggenommen, das Internet gekappt, wenn er nicht zur Schule ging, das hat dazu geführt, dass er nur noch im Bett lag. Und gar nicht mehr reagiert hat. Wir hatten eine Familienhelferin, die hat ganz viel mit mir gearbeitet, u.a. mit gewaltfreier Erziehung (H. Omer), letztlich hat sie auch gesagt, dass er uns alle mit seiner Verweigerung schachmatt setzt.
Ja, ein Auszug wäre erstrebenswert. Er hat sich ein Wohnheim übers Jugendamt vermittelt angeschaut, er könnte da einen Platz bekommen, aber das geht natürlich nur, wenn er das selbst will. Er muss den Antrag stellen. Und selbst wenn ein gesetzlicher Betreuer vom Gericht bestellt würde, kann der auch nur gemeinsam mit ihm entscheiden.