Huch! Erst ging es die ganze Zeit gar nicht, und jetzt taucht mein Beitrag etliche Male auf....
grace hat geschrieben: ↑24.11.2022, 11:47
Anjali hat geschrieben: ↑23.11.2022, 17:02
Geschützt werden sollen hätte er von Erwachsenen.
In meinen Augen -das soll jetzt kein Vorwurf sein- liegt die Verantwortung für das jetzige Dilemma und die ggf. vorliegende Verfestigung erprobter Schutzmechanismen in erster Linie auf Erwachsenenebene, insofern finde ich die -hier vereinzelt zu lesenden Versuche, deinem Sohn den Buhmann zuzuschieben - nicht gerechtfertigt.
Hallo Anja,
Und wer sind deiner Meinung nach diese „Erwachsenen” und was hätten sie tun müssen ?
Es ist nämlich immer sehr einfach so generell zu schreiben - und mit sehr viel Verständnis für den betroffenen Jugendlichen - das irgendwelche Erwachsenen irgendwas hätten tun sollen, aber was denn bitte wenn der Betroffene nicht mitarbeiten will oder kann?
Wie die TE schon selbst schrieb - und in ähnlichen Fällen ist es fast immer so - wurde von den Eltern schon alles versucht und in der Familie lebende Geschwister haben keine Probleme, also können Erziehungsprobleme ausgeschlossen werden. Die Schule scheint auch mehr oder weniger mitgearbeitet zu haben denn sie wurde ja abgeschlossen. Es gibt Vorschläge, Unterstützung und Hilfe für den weiteren Werdegang, aber die werden alle abgelehnt.
Im übrigen stimmt es überhaupt nicht das viele Betroffene nicht gerne in ihrem Zimmer hocken, wer solche einwende macht ist einfach nicht informiert! Es gibt ganz viele Betroffene die in ihrem Zimmer mit PC, PS, Handy und WLAN in ihrer eigenen Comfort Zone leben und gar keinen Sinn mehr darin sehen raus zu gehen, ganz im Gegenteil, draußen lauern Ängste und Erwartungen welche wieder Ängste schüren. Ich glaube ihr wisst gar nicht wieviele Jugendliche fast nur noch im eigenen Zimmer leben und nur noch am PC spielen und das reale Leben vermeiden, es werden immer mehr und fast immer verbunden mit sozialen Ängsten und Störungen.
Danke dir, ja, das sind auch meine Gedanken.
grace hat geschrieben: ↑24.11.2022, 11:55
….
Und wie auch meinem Sohn von allen Therapeuten und Ärzten gesagt bekam: am Ende ist es egal warum er diese Probleme hat, ob nun Gendefekt (mit großer Wahrscheinlichkeit) oder leichte Stoffwechselstörung oder irgendein Trauma (wurde bei uns nicht gefunden), es ist sein Leben und nur er kann entscheiden Hilfe anzunehmen und an seinen Problemen zu arbeiten, alles andere funktioniert auf Dauer nicht.
LG
Grace
Anjali hat geschrieben: ↑24.11.2022, 15:16
Es ist nämlich immer sehr einfach so generell zu schreiben - und mit sehr viel Verständnis für den betroffenen Jugendlichen - das irgendwelche Erwachsenen irgendwas hätten tun sollen, aber was denn bitte wenn der Betroffene nicht mitarbeiten will oder kann?
Hallo Grace,
ja, man kann ja alles Verständnis saußen lassen, dem Kind die Pistole an die Brust setzten und es zum Auszug oder einer Therapie nötigen. Mit der Haltung, dass das Verhalten des Kindes eine Zumutung für den Rest der Familie sei, erhöht man bei einem sich dauerverweigernden Kind sicher die Erfolgschancen.
Nee, ohne Verständnis und Geduld und eine entsprechende Vorarbeit (wie von einigen Usern hier bereits vorgeschlagen) wird man hier wahrscheinlich nur schwer weiterkommen.
LG
Anja
Anjali hat geschrieben: ↑24.11.2022, 14:48
grace hat geschrieben: ↑24.11.2022, 11:47
Anjali hat geschrieben: ↑23.11.2022, 17:02
Geschützt werden sollen hätte er von Erwachsenen.
In meinen Augen -das soll jetzt kein Vorwurf sein- liegt die Verantwortung für das jetzige Dilemma und die ggf. vorliegende Verfestigung erprobter Schutzmechanismen in erster Linie auf Erwachsenenebene, insofern finde ich die -hier vereinzelt zu lesenden Versuche, deinem Sohn den Buhmann zuzuschieben - nicht gerechtfertigt.
Hallo Anja,
Und wer sind deiner Meinung nach diese „Erwachsenen” und was hätten sie tun müssen ?
Die Probleme traten ja schon im Kindergarten auf. Das Kind verweigerte, konnte damit „aber nicht durchkommen“.
Die Erwachsnen sind z.B. das Kiga-Personal und natürlich auch die Eltern als Fürsprecher des Kindes.
Was man hätte tun müssen?
Ich kenne ja nicht alle Details, kann nur nach dem urteilen, was ich hier lesen konnte und evtl. auch falsch interpretiere.
Ich weiß nicht, was alles versucht wurde, es liest sich so, als hätte man es mehr oder weniger hingenommen, dass das Kind bereits im Kiga anscheinend von einer Überforderung in die nächste getrieben wurde..
Ganz allgemein, nicht auf diesen Beispiel bezogen, kann man ja viel tun, um ein krankes/behindertes Kind zu integrieren. Anpassung der Anforderungen, Gewährung von Rückzugsmöglichkeiten, Nachteilsausgleiche , Schulzeitverkürzung, Wechsel der Schulform, Schulbegleitung, Integrationshelfer etc.
Und was ich auch ganz wichtig finde ist eine Würdigung und Anerkennung der Schwierigkeiten.
Das ist natürlich nicht leicht, wenn einem von man mancher Seite vermittelt bekommt, dass das Kind ja könne, wenn es wolle und das ganze nur ein pädagogisches Problem sei.
Ihr habt beide Recht irgendwie.
Was bei uns vielleicht das Problem war, dass er eigentlich bis es richtig schwierig wurde (mit 13), als "normales" Kind gesehen wurde. Auch von uns Eltern. Ja, er war immer besonders, war sehr schüchtern, sehr sensibel, war nicht gerne in Gruppen, manchmal war es grenzwertig, aber er entwickelte sich immer weiter und vieles wuchs sich aus, und manchmal habe ich auch gedacht, dass ich ihn nicht als mein Sorgenkind sehen darf, sondern ihm ruhig was zutrauen darf. Im Kindergarten war es schwierig, aber auch nur phasenweise, man hat sich da auch sehr bemüht, aber er ist einfach nicht gerne hingegangen. Musste aber halt hin, weil er eben betreut werden musste. Im Vorschuljahr wurden die sozial-emotionalen Defizite angesprochen, wir waren auch beim KiA, der ihn seit Geburt kannte, er hat dann Psychomotorik verschrieben, hat aber insgesamt seine Entwicklung nie kritisch gesehen oder großen Handlungsbedarf gesehen.
Ich hatte große Bedenken wegen der Einschulung, letztlich hat sie ihm aber sogar gut getan, er hat dadurch einen richtigen Schub gemacht und fühlte sich in der Schule wohl (jedenfalls viel besser als im Kindergarten), da habe ich dann auch gedacht, dass ich ja viel zu ängstlich war und mehr darauf vertrauen müsste, dass er seinen Weg schon geht. Er hatte auch immer, im Kindergarten und in der Schule, ein paar Freunde, mit denen er sich nachmittags trag, er hat auch freiwillig in der Schule an AGs (Ballspiele, Tischtennis) teilgenommen.
Kognitiv war die Schule kein Problem für ihn, er war jetzt aber auch kein Überflieger, er wechselte dann ab der 5. Klasse auf die Oberschule/Realschule, und auch da war die Rückmeldung der Lehrer, wie in der Grundschule auch, dass alles soweit okay ist, er halt nur sehr sehr still ist und sich mündlich mehr beteiligen dürfte. Ende der 7. Klasse fing es dann an, dass er häufig über Bauchschmerzen/Kopfschmerzen/Übelkeit/pp. klagte, dass er in der Schule auffällig wurde, da er überhaupt nicht mehr ansprechbar war, zT weinte, zT den Kopf auf den Tisch legte und ihn dort unter den Armen vergrub. Zu dem Zeitpunkt habe ich dann einen Termin beim Psychologen gemacht. Zu dem er zunächst nicht wollte. Dann aber hingegangen ist.
Schnell verschärfte sich das Problem Anfang der 8. Klasse, da fing dann auch bald die Schulverweigerung an. Der Psychologe, bei dem wir waren, wollte mit dem Sohn sprechen, der konnte zu dem Zeitpunkt kaum mit fremden Erwachsenen reden (das war ja Teil des Problems), ich wollte für meinen Sohn mit dem Psychologen sprechen, der meinte aber nur, nö, wenn er selbst nicht spricht, funktioniert es nicht. Das geht dann nicht. Dann muss er stationär.
Da es in der Folgezeit gar nicht mehr ging mit der Schule, habe ich Kontakt zur KJP aufgenommen, da wurde ihm die stationäre Aufnahme angeboten, zunächst wollte er nicht, wir haben dann als Eltern gesagt, dass er hingehen muss, weil er krank ist und es ambulant nicht ausreicht, letztlich hat er dann sich darauf eingelassen und ist freiwillig in die Klinik gegangen. Es fiel ihm jedes Wochenende zu Hause schwer, wieder in die Klinik zurückzukehren, es fiel ihm auch in der Klinik sehr schwer, sich dort auf alles einzulassen, hatte viel Heimweh, hat viel auf dem Zimmer gehockt. Mit der Zeit wurde es besser, er hat auch ein Medikament bekommen und dann wurde es plötzlich ganz schnell sehr viel besser und dann wurde er auch schon entlassen. Zu Hause ging es aber leider nur eine Woche gut, dann ging es wieder nicht mehr.
In der Folgezeit war ich verzweifelt, weil er morgens sich verweigerte, weil mir die KJP sagte, nö, sie wären nicht mehr zuständig, er müsse jetzt zu Hause klar kommen, weil er die ambulanten Termine verweigerte und ich gar nicht mehr an ihn ran kam. Das Jugendamt hat dann eine Familienhilfe bei uns eingesetzt, aber mit dem Helfer, der extra für den Sohn zu uns kam, wollte er nicht sprechen, er hat sich in seinem Zimmer verbarrikadiert, wenn dieser kam. Der andere Helfer, der mit uns Eltern gearbeitet hat, sprach halt immer von Konsequenz, gemeinsames Handeln als Eltern, feste Regeln und Struktur usw., aber konkret geholfen hat mir das nicht. Denn es gibt ja feste Regeln und eine Struktur bei uns, das ist ja gar nicht das Problem, aber wie wir an ihn ran kommen und das durchsetzen können, da blieb alles schwammig. Auch die ambulante Therapeutin in der KJP blies in das Horn, dass alles nur ein pädagogisches Problem sei, dass wir ihn damit nicht durchkommen lassen dürfen, dass er nicht in die Schule geht, dass wir konsequent sein müssen usw.
Das war eine ganz schlimme Zeit, weil ich wirklich zum ersten Mal in meinem Mutterdasein, komplett das Vertrauen in mich als Mutter verloren habe. Ich habe gedacht, dass ich alles falsch mache, ich habe nächtelang wachgelegen und mir überlegt, was ich sagen kann, was ich tun kann. Ich habe Ratgeber gelesen, mit der Schule gesprochen, versucht an meinen Sohn ranzukommen, habe versucht die Regeln (zB zur Nutzung elektronischer Geräte) durchzusetzen, ihn zu Bewegung und zu Aktivitäten zu bewegen usw. Ich war völlig verzweifelt, fühlte mich allein gelassen und als Versagerin. Denn von allen Seiten (auch natürlich in meiner Umgebung) hörte ich ja, dass ich alles falsch mache (der Vater war fein raus, der war ja nie da). Und ich habe auch selbst gezweifelt, ich kenne ja meinen Sohn und spürte, dass es nicht nur Bockigkeit/Unwilligkeit war, sondern hatte den Eindruck, dass er immer noch krank ist, aber alle Fachleute (KJP, Therapeuten, Familienhilfe, Jugendamt) vermittelten mir, dass es nur ein Erziehungsproblem sei. Ich habe in der Zeit auch nach anderen Therapeuten gesucht, aber mein Sohn wollte sich auf gar nichts mehr einlassen.
Mein Sohn musste dann das Schuljahr wiederholen, was eigentlich ganz gut war, da in seiner Klasse nunmehr sein bester Freund (Nachbarsjunge) war. Allerdings half das auch erst einmal nichts. Ich hatte irgendwann die Therapeutin so weit (nachdem er auch einmal wieder mitgekommen ist), dass sie ihn krank geschrieben hat und wir zu Hause kleine Schritte versucht haben. Also Druck weg und versuchen, zu Hause Zeiten, Bewegung und so zu etablieren. Leider hat das auch gar nicht funktioniert. Letztlich hat die KJP dann tatsächlich gesagt, dass sie ihn erneut aufnehmen. Im Herbst 2018. Und was soll ich sagen? Nachdem er zu Hause nur noch ewig im Bett herumgelegen hatte, hat er sich in der KJP wieder völlig normal verhalten, hat alles mitgemacht, war dort sogar relativ locker und entspannt, er kannte ja die Betreuer und so auch noch. Er wurde dann nach einer Weile entlassen wieder mit der Diagnose, dass es nur Erziehungsprobleme sind. Er hat mir später mal gesagt, dass er in der KJP sich bemüht hat alles mitzumachen, um möglichst schnell wieder nach Hause zu kommen.
Nach der zweiten Entlassung hatte ich dann tatsächlich zum ersten Mal echte Unterstützung durch den Familienhelfer, da wir die Abmachung getroffen haben, dass er morgens zu uns kommt, wenn mein Sohn nicht aufsteht, dass ich also in der Situation nicht allein bin. Das war für mich eine Erleichterung und eine Sicherheit, war doch die morgendliche Situation für mich zum absoluten Horror geworden. Tatsächlich musste ich nicht ein einziges Mal den Familienhelfer dazu rufen. Der Sohn ging jeden Tag zur Schule für den Rest des Schuljahres. Und die Rückmeldungen aus der Schule waren gut. Die Familienhilfe lief letztlich aus. Auch in der 9. Klasse lief es zunächst gut weiter, bis dann im Winter nach mehreren Abwesenheitszeiten wegen Infekten nichts mehr ging. Gleichzeitig kam dann Corona hinzu mit Homeschooling usw. Wieder nur zu Hause und Rückzug bis zum Sommer, zwischendrin kam noch die Trennung von uns Eltern, außerdem hatte ich aufgrund der erneuten Schulverweigerung wieder eine Familienhilfe beantragt. Die wurde im Sommer 2020 eingesetzt, diesmal eine psychologische Praxis, durch sie erneute Kontaktaufnahme zur KJP und dann die dritte Klinikaufnahme in der KJP.
Bereits am ersten Tag in der Klinik schrieb er mir, dass er unbedingt wieder nach Hause will, dass er wieder in die Schule geht, wenn er nur wieder nach Hause kann. Zufällig durfte er dann am Besuchswochenende nicht wieder zurück in die Klinik, weil seine Schwester in Quarantäne war und die Klinik zunächst das Testergebnis abwarten wollte. Er ist dann tatsächlich montags von sich aus in die Schule gegangen und auch in den Folgetagen, die Klinik hat dies dann als Schulversuch gewertet, der positiv verlief, und hat ihn umgehend wieder entlassen. Er ging dann auch wieder in die Schule, bis es dann im Winter zur neuerlichen Verweigerung kam. Er hat dann aber, obwohl er im zweiten Halbjahr nicht mehr in der Schule war, an den Realschulprüfungen teilgenommen und hat auch ein Realschulzeugnis bekommen. Er ist zur mündlichen Englischprüfung angetreten und hat sie mit einer 1 bestanden (er hat tatsächlich ein sprachliches Talent), er hat die anderen drei Prüfungen absolviert, Mathe mit einer 5, Englisch aber mit einer 1 und Deutsch mit einer 2, und das quasi ohne Vorbereitung. Insgesamt hat es noch irgendwie gereicht.
Die Realschule war insgesamt immer sehr kooperativ. Sie haben ja seinen Weg mitbekommen und ihn als krank angesehen, auch wenn er ja oft gar keine Atteste hatte. Es gab viele, viele Gespräche, auch mit dem Schulleiter, man war immer sehr hilfsbereit und unterstützend, da wurde wirklich gemacht, was ging, er hat ja auch ohne Attest dann zuletzt einen Nachteilsausgleich bekommen. Und seine hohen Fehlzeiten im letzten Schuljahr nicht als schädlich für den Abschluss angesehen.
Im Sommer 2021 ist er dann an der Berufsfachschule Chemie gestartet. Dies war sein eigener Wunsch, er hat sich auch selbst darum gekümmert und sich wahrscheinlich dort einen Neustart erhofft. Er hatte immer den starken Wunsch, normal zu sein, nicht aufzufallen, den Anforderungen zu entsprechen. Leider hat es an der Schule gar nicht geklappt, es war wohl zu groß, zu viel, die Anforderungen zu hoch. Es gab dann Gespräche mit der Schule, die nicht mehr so kooperativ war, sondern auf die Schulpflicht gepocht hat (sie kannte ihn halt auch nicht und er hatte ja auch kein Attest o.ä.). Letztlich sind wir dann über die Schule an eine Schulersatzmaßnahme gekommen in einer Jugendwerkstatt. In einem gemeinnützigen sozialen Wirtschaftsbetrieb, der sich u.a. speziell um die Integration von Personen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten kümmert. Die Maßnahme war eigentlich ideal für ihn, er hatte einen speziellen Betreuer, der sich sehr gekümmert hat, die Anforderungen waren niedrig, er konnte sich ausprobieren, hatte nicht mehr die Gruppensituation in der Schule. Er kam total zufrieden und aufgeblüht jeden Tag daher.
Trotzdem fing es dann nach einer Weile wieder an. Er ging nur noch an 2-3 Tagen in die Werkstatt. Dann nur noch 1x., dann gar nicht mehr. Alle Beteiligten, Jugendwerkstatt, Familienhelfer, wir Eltern, bemühten uns sehr, ihm irgendwie den Weg zu ebnen, dass er in der Maßnahme bleiben kann, und ihm irgendwie zu helfen. Er verweigerte aber alles, vor allem wollte er auch nicht zum Arzt o.ä. Zu Beginn des Jahres hatten wir uns auch noch eine andere Klinik angeschaut, die ihn aufnehmen wollte, als Alternative zur KJP, aber auch das lehnte er rigoros ab. Im Mai 2022 kündigte die Jugendwerkstatt dann die Maßnahme, er hätte dann wieder in die Berufsschule gemusst, aber das ging dann erst recht nicht mehr.
Zugleich drängte ich halt auch darauf, dass er sich überlegt, wie es ab dem Sommer weitergehen soll, zumal da auch die Schulpflicht endete und er volljährig wurde.
Im Juli 2022 ließ er sich dann plötzlich auf den Besuch bei einer Ärztin und Psychotherapeutin ein, den ich vermittelt hatte. Sie schrieb ihn krank und meinte, dass er erst einmal gar nichts machen sollte, zumindest nichts in Richtung Arbeit/Ausbildung, da er krank sei. Sie schlug kleine Schritte vor, konkret zunächst den Führerschein zu Ende bringen, an dem er schon lange sitzt. Bei ihr hat er 1x im Monat einen Termin, einen hat er jedoch auch schon verweigert, zuletzt war er wieder dort. Da die Familienkasse aber das ärztliche Attest nicht akzeptierte und mir das Kindergeld ablehnte, forderte ich meinen Sohn auf, sich beim Arbeitsamt als suchend zu melden, um wenigstens das Kindergeld zu bekommen. Das hat er auch getan, er hat Termine dort wahrgenommen und war beim Psychologischen Dienst des Arbeitsamtes. Da ist er ja jetzt im Reha-Bereich gelandet.
So, jetzt habe ich sehr viel geschrieben, um etwas deutlicher zu machen, wie der Weg war, dass es ein Auf und Ab war, dass es nie so richtig greifbar war, woran es hakt bzw. was helfen würde. Dass er auch immer wieder gute, quasi gesunde Phasen hatte. Und dass alle Leute um ihn herum, auch die wohlmeinenden und die Fachleute, schwankten zwischen "Kann er nicht oder will er nicht?"
ZB. hat er ja auch am Homeschooling so gut wie gar nicht teilgenommen. Obwohl ihm das ja mit seinen sozialen Ängsten sehr entgegenkommen müsste. Oder er hat die Jugendwerkstatt nicht mehr besucht, obwohl er da keine Angst hatte, sich wohl fühlte, keine Gruppensituation hatte. Er selbst sagt, dass er es nicht erklären kann, warum es an manchen Tagen nicht geht. Und wenn es erst einmal einige Zeit nicht mehr geht, ist es ihm so unangenehm und peinlich, wieder hinzugehen. So ist es jetzt auch mit dem Führerschein.