Christin und Sohn (18) mit sozialen Ängsten

Hier könnt ihr euch und euer Kind bzw. eure Kinder vorstellen.

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Anjali
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Re: Christin und Sohn (18) mit sozialen Ängsten

Beitrag von Anjali »

Christin74 hat geschrieben: 23.11.2022, 09:17

Er hat sich wohl zum Selbstschutz bzw. bei Überforderung ein Verhaltensmuster angewöhnt, nämlich Verweigerung/Vermeidung, mit dem er recht erfolgreich ist, ja. Schon im Kindergarten hat er Dinge verweigert und viel geweint. Da ist er ja auch meistens nicht damit durchgekommen. Und trotzdem hat er es gemacht.
Dass sich dein Sohn aus reinem Selbstschutz verweigern musste und darin auch schon eine lange „Karriere“ hinter sich gebracht hat, habe ich mir gedacht.
Ich finde es traurig, dass dein Sohn überhaupt zu solchen Mitteln greifen muss(te). Geschützt werden sollen hätte er von Erwachsenen.
In meinen Augen -das soll jetzt kein Vorwurf sein- liegt die Verantwortung für das jetzige Dilemma und die ggf. vorliegende Verfestigung erprobter Schutzmechanismen in erster Linie auf Erwachsenenebene, insofern finde ich die -hier vereinzelt zu lesenden Versuche, deinem Sohn den Buhmann zuzuschieben - nicht gerechtfertigt.

LG
Anja
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Lydiah
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Re: Christin und Sohn (18) mit sozialen Ängsten

Beitrag von Lydiah »

Ich denke auch, dass es Krankheitswert hat und eigentlich therapeutische Hilfe nötig wäre. Ich finde auch, dass es sich so liest, als ob zu einer Grunderkrankung eine Depression hinzugekommen ist. Aber was nun... Deswegen fragte ich nach dem Zugang über den Körper. Über Bewegung, Licht und Luft. Es würde je genügen, wenn damit ein Anfang gelegt werden könnte, der die Möglichkeit für weitere Schritte bildet. Wieder das Gefühl bekommen, es geht voran, man hat was geschafft. Bewegung wirkt stimmungsaufhellend, man kriegt den Kopf frei und kann durchatmen. Kreislauf, Hormonsystem springen an. Und viele Möglichkeiten hat Christin ja nicht. Eigentlich fast keine. Sie darf nicht überfordern, aber nichts tun ist auch keine Option. Wenn er sich fürs Gaming interessiert, vielleicht kann er sich über Online-Kurse das Coden beibringen. In seinem Tempo. Dann hätte er eine berufliche Perspektive, die sich auf seine Rahmenbedingungen gut anpassen lässt. Man kann von zuhause arbeiten, wann und so viel man schafft und darf auch ein bisschen kauzig sein...
____
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Hannah84
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Re: Christin und Sohn (18) mit sozialen Ängsten

Beitrag von Hannah84 »

Christin74 hat geschrieben: 23.11.2022, 09:17 Ja. Das habe ich schon gemacht. Mehrfach. Und das führte dann ja auch dazu, dass er in die Klinik, zur Ärztin/Therapeutin oder zum Arbeitsamt gegangen ist.
Das ist ja schonmal gut, er scheint das Problem ja schon zu verstehen.


Und ja, in letzter Konsequenz wird es so sein, dass er nicht mehr bei mir wohnen kann. Weil ich mich und die anderen Kinder schützen muss. Das ist mir bewusst und ich bin niemand, die sich da selbst aufgibt und das hinnimmt.
Das finde ich eine sehr gute Einstellung, das kam tatsächlich in deinem ersten Beitrag nicht so richtig rüber.
Vielleicht habe ich das schlecht beschrieben, weil ich vor allem seine Verweigerung beschrieben habe. Er verhält sich aus meiner Sicht nicht provozierend und ist nicht "nicht erziehbar". Er ist im Alltag super umgänglich, höflich, weiß sich zu benehmen, ist hilfsbereit. Die Rückmeldungen aus der Schule und aus dem Praktikum, wenn er hingegangen ist, waren in Bezug auf sein Verhalten und seine Leistungen gut, nur dass er eben recht ruhig war.

Nur in bestimmten Situationen macht er komplett dicht. Oder wenn er eine ganze Weile "funktioniert" hat, bricht es irgendwann ein. Ich weiß halt auch nicht, wie viel Kraft es ihn kostet zu funktionieren.

Die Verweigerung wirkt auf andere als Bockigkeit, als Provokation, ja. Das ist ja auch genau das, was mich immer so fertig gemacht hat. Aber er selbst sagt, dass das überhaupt nicht so gemeint ist.

Er hat sich wohl zum Selbstschutz bzw. bei Überforderung ein Verhaltensmuster angewöhnt, nämlich Verweigerung/Vermeidung, mit dem er recht erfolgreich ist, ja. Schon im Kindergarten hat er Dinge verweigert und viel geweint. Da ist er ja auch meistens nicht damit durchgekommen. Und trotzdem hat er es gemacht.

Aber ja, in gewisser Weise hat er sich auch eingerichtet und versucht die Anstrengung zu vermeiden, sich mit seinen Problemen auseinanderzusetzen.
Hm, ein ganz spontaner Gedanke... Vielleicht liege ich auch völlig falsch... Könnte es vielleicht sein dass er mit Reizüberflutung zu kämpfen hat? Dass er das "normale" Leben deshalb nicht packt, weil er die vielen Reize einfach nicht richtig verarbeiten kann? Ich kam darauf weil du geschrieben hast dass er einbricht, wenn er eine ganze Weile funktioniert hat. Es sind eben nicht alle Menschen für diese hektische, schnelllebige Zeit gemacht.
Ich kenne das teilweise von mir, aber ich habe mein Leben so eingerichtet, dass ich damit wunderbar zurecht komme. Ich würde es aber z. Bsp. aus diesen Gründen nicht aushalten permanent in einer Großstadt zu leben.

Wie wäre es denn mal mit was ganz anderem für ihn? Zum Beispiel mal ein paar Monate auf einer Alm leben und dort mithelfen? Könntest du dir sowas für ihn vorstellen?
Anjali
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Re: Christin und Sohn (18) mit sozialen Ängsten

Beitrag von Anjali »

Guten Morgen liebe Christin,

mir ist leider erst heute richtig bewusst geworden, dass dies ja dein Vorstellungsthread ist.
Statt Dich erst einmal zu begrüßen und willkommen zu heißen, hatte ich gleich ich mit einer Debatte angefangen. Sorry.

Daher hier noch mal ein ausdrückliches herzliches Willkommen im Forum!

LG
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grace
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Re: Christin und Sohn (18) mit sozialen Ängsten

Beitrag von grace »

Anjali hat geschrieben: 23.11.2022, 17:02 Geschützt werden sollen hätte er von Erwachsenen.
In meinen Augen -das soll jetzt kein Vorwurf sein- liegt die Verantwortung für das jetzige Dilemma und die ggf. vorliegende Verfestigung erprobter Schutzmechanismen in erster Linie auf Erwachsenenebene, insofern finde ich die -hier vereinzelt zu lesenden Versuche, deinem Sohn den Buhmann zuzuschieben - nicht gerechtfertigt.
Hallo Anja,

Und wer sind deiner Meinung nach diese „Erwachsenen” und was hätten sie tun müssen ?

Es ist nämlich immer sehr einfach so generell zu schreiben - und mit sehr viel Verständnis für den betroffenen Jugendlichen - das irgendwelche Erwachsenen irgendwas hätten tun sollen, aber was denn bitte wenn der Betroffene nicht mitarbeiten will oder kann?

Wie die TE schon selbst schrieb - und in ähnlichen Fällen ist es fast immer so - wurde von den Eltern schon alles versucht und in der Familie lebende Geschwister haben keine Probleme, also können Erziehungsprobleme ausgeschlossen werden. Die Schule scheint auch mehr oder weniger mitgearbeitet zu haben denn sie wurde ja abgeschlossen. Es gibt Vorschläge, Unterstützung und Hilfe für den weiteren Werdegang, aber die werden alle abgelehnt.

Im übrigen stimmt es überhaupt nicht das viele Betroffene nicht gerne in ihrem Zimmer hocken, wer solche einwende macht ist einfach nicht informiert! Es gibt ganz viele Betroffene die in ihrem Zimmer mit PC, PS, Handy und WLAN in ihrer eigenen Comfort Zone leben und gar keinen Sinn mehr darin sehen raus zu gehen, ganz im Gegenteil, draußen lauern Ängste und Erwartungen welche wieder Ängste schüren. Ich glaube ihr wisst gar nicht wieviele Jugendliche fast nur noch im eigenen Zimmer leben und nur noch am PC spielen und das reale Leben vermeiden, es werden immer mehr und fast immer verbunden mit sozialen Ängsten und Störungen.

Und
grace
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Re: Christin und Sohn (18) mit sozialen Ängsten

Beitrag von grace »

Sorry ich habe das jetzt zu früh abgeschickt kann nicht mehr editieren
grace
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Re: Christin und Sohn (18) mit sozialen Ängsten

Beitrag von grace »

….

Und wie auch meinem Sohn von allen Therapeuten und Ärzten gesagt bekam: am Ende ist es egal warum er diese Probleme hat, ob nun Gendefekt (mit großer Wahrscheinlichkeit) oder leichte Stoffwechselstörung oder irgendein Trauma (wurde bei uns nicht gefunden), es ist sein Leben und nur er kann entscheiden Hilfe anzunehmen und an seinen Problemen zu arbeiten, alles andere funktioniert auf Dauer nicht.

LG

Grace
MarinaH
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Re: Christin und Sohn (18) mit sozialen Ängsten

Beitrag von MarinaH »

Hallo!

Könnt ihr euch auf kleine Sachen einigen? Wenn er zuhause lebt, sollte er auch mithelfen. Es scheint ihm ja schon schwer zu fallen, aufzustehen, da würde ich ansetzen. Also etwas Struktur in den Tag zuhause bringen, z. B. morgens aufstehen, 20 min rausgehen, feste Mahlzeiten... was hilft, nicht noch mehr abzurutschen. Wäre er denn bereit, zuhause Aufgaben zu übernehmen?
Manchmal hilft es, wenn der Druck raus ist. Wenn er sich erstmal nicht um Beruf usw. Gedanken machen muss, sondern in Ruhe stabiler werden kann. Aber auch dafür braucht es einen Plan! Nicht jeder schafft es auf den Arbeitsmarkt, es gibt sogar sehr viele Menschen in Deutschland, die aufgrund psychischer Erkrankungen arbeitsunfähig sind. Aber man kann trotzdem etwas Sinnvolles tun.
Sinnvoll kann es auch sein, genau festzulegen, was man voneinander erwartet- z.B. wer welche Aufgaben im Haushalt übernimmt. Frag ihn, was er sich zutraut, auch wenn es nur klein ist. Schafft er das, ist das schon ein Erfolg: ich kann ja doch was.
Also, egal worauf ihr euch einigt: es muss einen Plan geben.
Viel Erfolg!
Marina
Kinderärztin im SPZ
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Re: Christin und Sohn (18) mit sozialen Ängsten

Beitrag von Lisa Maier »

Hallo,

hast Du mal über das, was ich Dir per PN geschrieben habe, nachgedacht?

Viele Grüße

Lisa
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Anjali
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Re: Christin und Sohn (18) mit sozialen Ängsten

Beitrag von Anjali »

grace hat geschrieben: 24.11.2022, 11:47
Anjali hat geschrieben: 23.11.2022, 17:02 Geschützt werden sollen hätte er von Erwachsenen.
In meinen Augen -das soll jetzt kein Vorwurf sein- liegt die Verantwortung für das jetzige Dilemma und die ggf. vorliegende Verfestigung erprobter Schutzmechanismen in erster Linie auf Erwachsenenebene, insofern finde ich die -hier vereinzelt zu lesenden Versuche, deinem Sohn den Buhmann zuzuschieben - nicht gerechtfertigt.
Hallo Anja,

Und wer sind deiner Meinung nach diese „Erwachsenen” und was hätten sie tun müssen ?

Die Probleme traten ja schon im Kindergarten auf. Das Kind verweigerte, konnte damit „aber nicht durchkommen“.

Die Erwachsnen sind z.B. das Kiga-Personal und natürlich auch die Eltern als Fürsprecher des Kindes.

Was man hätte tun müssen?
Ich kenne ja nicht alle Details, kann nur nach dem urteilen, was ich hier lesen konnte und evtl. auch falsch interpretiere.
Ich weiß nicht, was alles versucht wurde, es liest sich so, als hätte man es mehr oder weniger hingenommen, dass das Kind bereits im Kiga anscheinend von einer Überforderung in die nächste getrieben wurde..

Ganz allgemein, nicht auf diesen Beispiel bezogen, kann man ja viel tun, um ein krankes/behindertes Kind zu integrieren. Anpassung der Anforderungen, Gewährung von Rückzugsmöglichkeiten, Nachteilsausgleiche , Schulzeitverkürzung, Wechsel der Schulform, Schulbegleitung, Integrationshelfer etc.
Und was ich auch ganz wichtig finde ist eine Würdigung und Anerkennung der Schwierigkeiten.
Das ist natürlich nicht leicht, wenn einem von man mancher Seite vermittelt bekommt, dass das Kind ja könne, wenn es wolle und das ganze nur ein pädagogisches Problem sei.
Viele Grüße
Anja

Mutter mit Sohn (21 Jahre / Asperger-Autismus)
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