unsere Tochter wurde im Juli 6 Jahre alt.
Im Babyalter war sie ein eher stilles, aber zufriedenes Kind. Wir waren in verschiedenen Krabbelgruppen, beim Babyschwimmen usw.
Schnell habe ich bemerkt, dass unsere Tochter sehr zurückhaltend ist, was das Spielen angeht. Allerdings war sie immer interessiert daran was die anderen Kinder machen und beobachtete viel. Erst im Alter von ca. 16 Monaten fing sie an zu krabbeln und selbstständig laufen ging dann mit ca. 26 Monaten. Motorisch war sie immer etwas ungeschickt und an Bewegung auch wenig interessiert. Sprachlich kam außer "Mama" und "Papa" nicht viel und das typische Lautieren blieb weitestgehend aus.
Des Öfteren habe ich unseren Kinderarzt befragt, der uns aber immer mit den Worten " das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht" beruhigte.
Im Alter von 2 Jahren ging unsere Tochter in den Kindergarten. Dies war allerdings eine Katastrophe und das Kind wartete im Prinzip den ganzen Vormittag wippend in einer Ecke, bis ich wieder kam. Kurzerhand haben wir uns entschlossen, die Kita zu wechseln. Sie besuchte nun eine private Einrichtung, was durch die kleinere Gruppengröße und auch die Mehrzahl der Erzieher wesentlich besser funktionierte. Allerdings blieb das Sprechen auch hier aus. Nur allzu oft mussten wir uns belehren lassen, dass man auf ihre Gesten nicht reagieren sollte, schließlich hätte sie sonst keinen Anreiz zu sprechen. Des Öfteren haben wir uns hinterfragt, ob es tatsächlich an uns liegt... verwöhnen wir die Kleine zu sehr, nehmen wir ihr vielleicht zu viele Aufgaben ab etc. .....
Nach vielen Untersuchungen, bekamen wir dann im Alter von 3 Jahren die Diagnose, dass unsere Tochter einen bislang nicht erforschten Gendefekt hat. Inwieweit sie dadurch Einschränkungen hat, kann uns im Prinzip bis heute niemand sagen, da keine vergleichbaren Fälle bekannt sind.
Was natürlich erst einmal ein Schock für uns war, war andererseits aber nun endlich auch Gewissheit, dass es Gründe für die Schwierigkeiten gab.
Wir haben immer viele Bücher angeschaut und Kinderlieder gesungen und immer versucht ganz normal mit ihr zu sprechen. Das Sprachverständnis ist auch da, nur hat sie manchmal Schwierigkeiten komplexe Sachverhalte zu verstehen. Im Alter von 4 Jahren wurde uns dann, aufgrund der besagten Schwierigkeiten, der Kindergartenplatz wieder gekündigt. Da die anderen 4-jährigen Kinder motorisch und sprachlich weit voran waren, war unsere Tochter sozusagen ein Hindernis für den Kindergartenalltag, obwohl sie ein total umgängliches und liebes Mädchen ist. Nun ja... Integration wird oft nur auf dem Papier gelebt

Wir hatten allerdings Glück und haben einen Platz in einem integrativen Kindergarten bekommen. Hier findet nun täglich Heilpädagogik und einmal die Woche Ergotherapie statt. Unsere Tochter fühlt sich wohl und geht gerne in den Kindergarten. Sie macht sich nach wie vor mit einigen Gebärden und teils selbserfundenen Gesten verständlich. Außerdem ist sie seit ca. 1,5 Jahren mit einem Talker ausgestattet, was auch sehr hilfreich ist. Seit nunmehr einem Jahr versuchen wir allerdings Hilfe für die "Unterstützte Kommunikation" zu bekommen. Wir waren bereits bei der Fachstelle für Unterstützte Kommunikation vorstellig und eine Diagnostik wurde erstellt. Grundsätzlich sieht es so aus, dass unsere Tochter eine Störung der Planung der Sprechmotorik hat. Normale Logopädie bringt in diesem Falle gar nichts, weshalb wir auch schon mehrmals die Logopädin gewechselt haben, da die meisten Logopäden sturr ihr Programm durchziehen und gar nicht auf die Bedürfnisse des Kindes eingehen. Ab November haben wir nun eine Zusage bei einer Logopädin, die nach der VEDIT bzw. TAKTIN Methode arbeitet. Hier wird praktisch jeder einzelne Buchstabe erlernt, wie eine Fremdsprache. Wir hoffen sehr, dass wir dadurch sprachlich etwas weiterkommen, denn der Wortschatz liegt momentan nicht einmal bei 10 Worten.
Auch haben wir einen Rehaaufenthalt im Jugendwerk Hegau in Gailingen in Aussicht.
Motorisch macht sie deutlich mehr Fortschritte und mittlerweile klappt das selbstständige Schaukeln oder klettern auf die Rutsche sehr gut. Was allerdings noch schwerfällt, ist beispielsweise das Rennen oder Treten der Pedale beim Dreirad. Auch Dinge auf- oder zudrehen ist schwierig für sie. Im sozial-emotionalen Bereich hat sie stark aufgeholt. Sie kommt mittlerweile viel besser mit ihrem Umfeld zurecht, ist nicht mehr so sehr zurückhaltend und liebt Gesellschaft. Alles in Allem sind immer wieder kleine Fortschritte erkennbar, aber es kostet viel Zeit und Geduld.
Ich würde mich freuen, wenn es Familien gibt, die mit dem gleichen oder ähnlichen Sprachproblem zu kämpfen haben. Gibt es Erfahrungswerte zur VEDIT Methode, oder hat vielleicht noch jemand einen anderen Lösungsansatz?
Viele Grüße
Melanie