Hallo Ihr Lieben,
es ist wirklich schade, dass in Österreich die betroffenen Familien so im Stich gelassen werden. Aber auch in Deutschland füllt man sich manchmal nicht gut aufgeklärt und muss vieles mit viel Kraftakt selber erarbeiten.
Während eines Reha Aufenthaltes habe ich eine Familie mit einem schwerhörigen Kind kennengelernt. Die Mutter hat mir dann erzählt, dass deren Taub- und Stummen-Verein ihr geholfen hat den Antrag auf den Gebärdensprachunterricht zu stellen. Hochmotiviert habe ich in hiesigen Verein angerufen. Dort wurde mir erklärt, dass sie für uns nichts machen können. Es müssen medizinische Indikationen für Taubheit oder Stumm sein vorliegen. Amelie ist weder Taub, noch stumm, sie hat einfach eine Störung bei der Wortbildung - es kommt außer AAAA- und OOOO- manchmal Ta-Ta, la-la, Mama, Papa, Ja und Nein nichts raus...
Dann dachte ich mir - ok, ich brauche keine Hilfe von dem Verein, ich rufe mal selber beim Sozialamt an. Die Dame am Telefon war etwas verwirrt, sie sagte, sie hat von den Kostenübernahme seitens des Sozialamtes noch nie was gehört. Sie bat mich einen Antrag auf die Integrationshilfe zu stellen. Das habe ich dann gemacht und Amelie wurde zu einer Amtsärztin geschickt. Amtsärztin sagte, sie hatte so einen Fall noch nie in Ihrer Praxis, hat aber die Notwendigkeit des Unterrichts bestätigt. Vom Sozialamt haben wir einen Brief bekommen, dass sie uns die Kostenübernahme gerne bewilligen würden, bräuchten aber noch einen Unterrichtskonzept-Plan und Kostenvoranschlag.
Da begann die Suche nach den geeigneten Lehrer, den das Sozialamt auch akzeptieren würde. Irgendwann mal habe ich bei dem oben gennanten Verein für Taub-Stummen angerufen. Die müssen ja wissen, wo man an die Lehrer kommt! Sie konnten mir immer noch nicht helfen, aber haben mir einen Tipp gegeben bei der Fa. LOOR ENS in Köln nachzufragen. Da wurde mir geholfen! Die Fa. auf vielen Gebieten was Gebärdensprache angeht spezialisiert und gibt Unterricht auch den geistig behinderten Kindern und deren Eltern.
Es wurde mir erklärt dass das Sozialamt übernimmt die Kosten des Unterrichts für Amelie. Die Kosten für mein Unterricht sollte das Jugendamt tragen. Sie haben mir auch geholfen den Antrag beim Jugendamt zu stellen. Solange ich keine Bewilligung vom Jugendamt hatte, kam die Lehrerin für Amelie zu uns nach Hause und ich wohnte dem Unterricht bei, habe mitgelernt und war begeistert, wie schnell man mit einem auf persönliche Bedürfnisse Unterricht lernen kann. Wir konnten das erlernte sofort umsetzten und bereits nach kurzer Zeit schon verschiedene Spiele spielen! Das hätten wir mit den "Gebärden der Woche" von der Schule nie erreicht!
Wegen der Corona, bekommt Amelie ihr Unterricht nicht in der Schule, sondern zuhause. Das heißt, die Lehrerin kommt zu uns zwei mal die Woche. Einmal nur für Amelie (aber ich profitiere immer noch davon) und einmal abends, wo die ganze Familie zusammen lernt.
Ich kann jeden nur empfehlen, wenn man denkt, dass das Kind die Gebärdensprache annehmen könnte, diese Gelegenheit nicht zu verpassen. Es ist eine Bereicherung, Amelie hat auch Kognitiv eine große Entwicklung dadurch gemacht!
Ich denke, die Fa. LOOR ENS aus Köln könnte vielleicht Kontakte mit anderen ähnlichen Firmen aus anderen Bundesländern herstellen. Einfach sich durchfragen!
LG
Natalija
Amelie geb. 2013 Harnstoffzyklusdefekt CPS-1-Mangel, LTX, Hirnschäden in Folge von Ammoniakvergiftung, globale Entwicklungsverzögerung