Hallo Louise,
wir haben auch Zwillinge und unser Sohn hat eine beidseitige Radiusaplasie. Durch die Fehlbildung an den Armen/Händen ist er motorisch stark eingeschränkt. Zudem war (und ist) er sehr klein und zierlich, so dass er leichter hinfiel beim Toben.

Ansonsten ist er ein pfiffiger Junge, mit normaler Intelligenz.
Er ging in einen Inklusiven Kindergarten (jedoch schon gruppengetrennt von seiner Schwester).
Wir hatten uns schon vor der Einschulung gegen die Grundschule und für die Förderschule entschieden, da es uns wichtig war ihn nicht gleich zu Beginn der Schulzeit enormer Frustration auszusetzen. In der Grundschule sind die mototrischen Anforderungen in den ersten Schuljahren enorm. Die gesunden Kinder lernen in rasendem Tempo Schreiben und es wird viel gebastelt. Uns war klar, dass Philipp da nicht mithalten können würde und unter diesem Zustand sicher leiden würde.
In der Förderschule ging dann alles viel langsamer (oft auch zu langsam), aber er bekam Zeit ganz in Ruhe mit nur wenigen Wörten das Handschreiben zu lernen. Nach dem ersten Schulbesuchsjahr hat er einen Laptop zum Schreiben bekommen, damit er auch größere Texte (mehrere Sätze)bewältigen konnte.
Da er jedoch sonst nach Regelrichtlinien unterrichtet wurde hatte er bald keine Lernpartner in seiner Klasse. Nach dem 2. Schuljahr hat er deshalb eine Klasse übersprungen und kam in eine Klasse die seinem kognitiven Möglichkeiten besser entsprach. Die Lehrerin dieser Klasse drängte aber dringend darauf einen Wechsel an eine Regelgrundschule anzustreben, da sie ebenso wie wir die Gefahr der Unterforderung sah.
Ich habe daraufhin Kontakt mit der Schulleitung der Grundschule meiner Tochter aufgenommen und angefragt, ob ein Wechsel an diese Schule prinzipiell möglich wäre.
Wir einigten uns auf eine 4 wöchige Probebeschulung nach den Osterferien. So konnten beide Seiten (Lehrer & Philipp) sehen, ob das der passende Weg ist.
Nach größeren Schwierigkeiten mit dem zuständigen Schulamt (die Grundschule war keine Inklusionsschule) durfte Philipp dann an die Grundschule wechseln. Er hat seit dem eine Schulbegleitung, die ihn bei motorischen Problemen unterstützt.
In der Zwischenzeit geht Philipp in die 7. Klasse des wohnortnahen Gymnasium (das war bis vor ein paar Jahren ein inklusives Gymnasium).
Wir sind trotz des etwas holprigen Verlaufs, der vor allem uns Eltern einiges an Nerven gekostet hat, immer noch davon überzeugt, dass die "Schonzeit" auf der Förderschule, auf der Philipp ganz in Ruhe sein Handwerkszeug lernen konnte, genau der richtige Weg war.
Viel Erfolg bei der Schulwahl! Schaut euch alles an und sprecht offen über eurer Bedenken mit den Schulleitern/Lehrern.
Gruß, Heike