Mein Sohn legt sehr großen Wert auf Selbstbestimmung, was ich sehr gut verstehe und auch gern respektieren möchte, da es mir selbst auch so geht. Auch ich gehe nicht mit jedem Wehwehchen zum Arzt, manches geht von allein weg, anderes wird von Ärzten nicht ernst genommen, oder es wird, statt an den Ursachen zu arbeiten nur an den Symptomen gearbeitet, alles was ich hab ist gleichbleibend, egal ob ein Arzt was davon weiß oder nicht... Hach, seufz. Geh mir weg mit Ärzten.

Nun hat sich aber bei meinem Jungen in den letzten Jahren eine Gehbehinderung eingeschlichen. Als das vor 5 Jahren mit Schmerzen angefangen hat, waren wir tatsächlich mal bei einem Orthopäden. Der hat meinen damals 8jährigen Sohn ohne Untersuchung weggeschickt, weil dieser Arzt von einem Kind ein respektvolleres Verhalten erwartet hat. Artig aufstehen und höflich grüßen, wenn der Arzt reinkommt, Blickkontakt, sofortige Antwort auf eine Frage. Kam nicht, mein Sohn wurde als Patient abgelehnt, und seitdem weigert er sich, zu Orthopäden zu gehen. Aus den ursprünglichen Schmerzen ist inzwischen eine Muskelverkürzung geworden, die meinen Jungen aber nicht stört. Es macht ihm nichts, und er versteht nicht, was es andere Menschen angehen könnte, wenn nicht daran herumtherapiert wird.
Wie erwähnt, verstehe ich ihn da sehr gut. Andererseits muss ich befürchten, dass die Online-Beschulung vielleicht nicht weiterbewilligt wird, wenn dem Jugendamt bekannt wird, dass es außer dem Autismus noch andere Probleme gibt, die - ich weiß inzwischen, wie beim Jugendamt gedacht wird - nicht entstanden wären, wenn der Junge Schulsport bekommen hätte (Sportunterricht hatte er auch vorher nie, den Versuch hätte kein Lehrer unternehmen wollen). Im Grunde geht es nur genau darum. Ich würde so gern zumindest nachweisen können, dass ich mich drum gekümmert und ihn einem Orthopäden vorgestellt habe.
Hat jemand eine Idee, wie ich das am besten bewerkstelligen kann? - Meine aktuelle Idee ist, erstmal in Orthopädenpraxen anzufragen, ob die Ärzte dort überhaupt bereit sind, Autisten zu untersuchen, die nicht selbst was sagen. Vielleicht lässt sich mein Sohn nochmal auf eine Konsultation ein, wenn er die Zusicherung hat, dass sein Schweigen vom Arzt nicht als bösartig angesehen wird. Wie ich ihn allerdings davon überzeugen soll, dass seine Gehbehinderung nichts ist, was er einfach so ganz gleichgültig akzeptieren kann... Da fällt mir endgültig nichts ein.
Falls jemand Lust hat, ein bisschen zu brainstormen, würde ich mich sehr freuen.
Ganz liebe Grüße!
Anna