@Lisaneu : meine Post sind auf niemanden persönlich bezogen. Jeder kann hier natürlich seine Meinungen frei äußern und ich kann auch andere Meinungen akzeptieren.
Ich finde es sehr interessant, was für eine Sicht der Dinge du hast, denn meine Sichtweise ist eine Andere. Meine Tochter war ja auch bis zu ihrem 4. Lebensjahr praktisch taubstumm. Und ja es war genau wie du es oben beschrieben hast: es wirkte selbst auf Fachkräfte wie geistig behindert. Doch im Rahmen der Inklusion konnte ich den Kindern die Schwerhörigkeit erklären. Die anderen Kindern waren total betroffen und haben sich Sorgen gemacht. Mit unglaublich viel Mühe haben sie mit meiner Tochter kommuniziert. Trotz alledem war es notwendig Mia ein Jahr in die SVE zu geben, die sprachliche Barriere war zu groß. An diesem Punkt war die Inklusion gescheitert.
Die Kinder haben von Anfang an gelernt und begriffen, was es bedeutet sehr schlecht hören zu können. Und sie haben gelernt dass auch Menschen mit Handicap genauso dazugehören. Mia wurde nie gehänselt obwohl sie wirklich teilweise wie vom anderen Stern wirkte. Die Kinder lernten so Akzeptanz.
Nein, es waren alleine manche Eltern, die meine Tochter als dumm, , schüchtern und zurückgeblieben einstuften.
Hallo Susanne1887,
ich habe dein Post auch nicht auf mich persönlich bezogen

. Ich wollte nur den grundsätzlichen Unterschied zwischen gehörlos und blind bei der Inklusion aufzeigen. Ich glaube auch nicht, für andere Kinder mit einer dieser Behinderungen die (schulische) Lösung zu wissen. Was ich hier beschreibe, sind meine Erfahrungen.
Bei Alexander kommt der Autismus leider noch zur kompletten Gehörlosigkeit dazu. Er ist komplett gehörlos, nicht schwerhörig. Und er kann nicht sprechen, nicht einmal ein bisschen. Gebärdensprache versteht er passiv gut, ist aber auch hier in der aktiven Sprachverwendung auf dem Stand eines maximal 4jährigen Kindes. Hauptproblem bei Kommunikation in Gebärdensprache ist nach wie vor der fehlende Blickkontakt. Den müssen auch in der Schule seine Lehrer immer wieder aktiv einfordern, damit er überhaupt was aufnehmen kann.
Er ist auch nicht "taubstumm". Mich wundert, dass du dieses Wort für deine Tochter wählst. Abgesehen davon, dass es vom Großteil der Gehörlosen diskriminierend empfunden wird, stimmt es auch nicht. Die ersten Gehörlosentreffen waren für mich (als Hörende) ein glatter Kulturschock, einfach weil die so LAUT waren. Und ich spreche von normal intelligenten, grossteils erwachsenen Gehörlosen! Alexander ist noch viel lauter

!
Wäre er "nur gehörlos" hätte ich eine andere Schule für ihn gewählt. Es gibt in Wien eine Merhstufen-I-Klasse an einer Schule, wo 4 gehörlose Schülerinnen gemeinsam mit 14 hörenden von einem 3köpfigen, gebärdensprachkompetenten Lehrer-Team unterrichtet werden. Diese Klasse wäre bei Nur-Gehörlosgkeit meine erste Wahl gewesen.
Nur zeigt Alexander durch seinen Autismus keinerlei Interesse an anderen Kindern. Er weiß nicht einmal, was es bedeutet, einen Freund zu haben oder ein Freund zu sein. Mit einem nur-gehörlosen Kind kann man mit Mühe kommunizieren. Und wenn sich das Kind auch Mühe gibt, kann es antworten. Wobei sich alle hörgeschädigten Kinder, die ich kennengelernt habe (und das sind mittlerweile etliche) sich in Gebärdensprache wesentlich leichter getan haben als in Lautsprache. Nur haben viele diese Möglichkeit gar nicht bekommen. Man glaubte ja lange Zeit, die Kinder "sprechfaul" zu machen, wenn man mit ihnen gebärdet. Also wurden über viele Jahrzehnte der Großteil der nur-gehörlosen Kinder einzeln lautsprachlich integriert.
Mit Alexander kann man auch in Gebärdensprache nicht gut kommunizieren. Er beantwortet bis heute keine offenen Fragen (WARUM, WOZU, ,WESHALB). Ich weiß nicht mal, ob er sie versteht.
Man kann anderen Kindern Schwerhörigkeit erklären, auch Fehlsichtigkeit, sogar Gehörlosigkeit und Blindheit. Aber Autismus zu erklären ist schon ein vielfaches schwieriger. Und bei Alexander macht es eben die Kombi aus Gehörlosigkeit UND Autismus besonders schwer. Ich habe schon einige Kinder kennengelernt, die mit Alexander in Kontakt treten wollten. Die haben mich gefragt, was in Gebärdensprache "Hallo!" und "Willst du mit mir spielen?" und "Komm mit!" heißt. Sie haben echt versucht, Alexander einzubeziehen. Aber er wollte nicht und die anderen Kinder haben dann aufgegeben.
Gehänselt wurde Alexander auch nie, weil er es gar nicht verstehen würde. Obwohl er fürchterliche Meltdown-Anfälle bekommen kann, wenn er sich von mir oder meinem Mann nicht verstanden fühlt, kommen Außenstehende gefühlsmäßig gar nicht an ihn heran. Wenn ihn wer schubst, lässt er sich schubsen. Wenn ihm wer was wegnimmt lässt er es sich gefallen (außer von engen Bezugspersonen). Wenn sich wer vordrängt dann lässt er ihn vor. Man kann ihn nicht bewusst provozieren. Aber er kann einen 45minütigen Meltdown haben, weil er den Reißverschluss MEINER Jacke zumachen wollte (und da hilft im nachhinein auch kein wieder-aufmachen und ihn-machen-lassen!).
Alexander wird generell von Außenstehenden als geistig behindert angesehen. Seine Tics (kopfzucken und lautieren) tun ihr übriges dazu. Ich glaube nicht, dass man ihn mit deiner Tochter vergleichen kann. Ich gehe übrigens davon aus, dass sie in der I-Klasse nicht durchgehend lautiert hat, keine Windeln mehr hatte und auch keine Fluchttendenzen und keine Meltdown-Anfälle.
Die Vorurteile anderer Eltern wären mir übrigens herzlich egal, wenn ich mich für Alexander für den inklusiven Weg entschieden hätte! Aber ich fände es unfair, von einer ganzen Klasse gesunder Kinder Verständnis für Alexander zu erwarteten, auch wenn er ständig den Unterricht stört und man nicht mit ihm in Kontakt treten kann. Das wäre für keine Seite ein MEHRwert. Und Inklusion soll es doch BESSER machen, nicht schlechter!